Da kommt er ums Eck, der Schröder… gebeugt und mit einem Gesicht, als hätte er schon Caligula bespaßt. „Feddich“, sagt der Mann der sich im Corretto auf seinen Platz plumpsen lässt, „Hexenschuss beim Fußball geholt. Willst Du nicht haben“, lacht der Mann gegenüber ein Haifischgrinsen über sich selbst und haut raus. „Und jetzt? Was willst Du wissen?“ Nun ja, zunächst mal wie man wohl der bekannteste Bottroper der vergangenen zwei Jahrzehnte wird. Mir gegenüber sitzt Da Hool.
Bekannt ja, erkannt eher nein. „Es ist keinesfalls so, dass sich mir die Menschenmassen an den Hals schmeißen wenn ich bei Edeka an der Wursttheke stehe“, sagt Frank Tomiczek, der gebürtige Bottroper, der vor mittlerweile einer halben Ewigkeit seinen Welt-Hit mit „Meet her at the Loveparade“ landete und der Musikszene seine Stempel seither aufdrückt. Und auch wenn viele Bottroperinnen und Bottroper mit dem Schröder-Gesicht erst einmal nicht viel verbinden können – den Namen haben Jung und Alt parat. DJ Hooligan, Da Hool – hier sitzt gerade die Champions League der Musikszene und nuckelt an seiner Cola, aber immer ruhig und bescheiden, ganz der Kumpeltyp, auch wenn die Leute drum herum Blicke riskieren und es von zwei Tischen weiter schallt: „Jetzt hab ich ihn erkannt! Der Hooooooligaaaaaan!“
Schröder ist noch einer, der sein Handwerk von der Pieke auf gelernt hat, weit bevor es 100 plus x Castingshows im TV gab, in denen namenlose Menschen mit gesichts- und seelenlosen, austauschbaren Körpern für einen Halb-Hit auf den Markt geschmissen und verheizt wurden. Da Hool zählt mit einigen seiner DJ-Kollegen zu den Jungs und Mädels, die eine Szene aufgebaut und maßgeblich bestimmt haben. Bis heute. Relikte mag das manch einer nennen, konstante Idealisten mit Herzblut die echt sind ist die passendere Beschreibung. Dabei war aller Anfang des gelernten Technischen Zeichners schwer. Angefangen aufzulegen hat der heute 45-Jährige zwar schon 1986, es sollten aber noch acht Jahre vergehen, ehe es hauptberuflich mit Rave Nation rund laufen sollte. „Dazwischen lagen natürlich auch einige Tiefschläge“, erinnert sich Frank Tomiczek, „ich habe lange Zeit im Valentino hier in Bottrop aufgelegt, bin dann aber rausgeflogen als ich auf Techno übergegangen bin.“ Es folgten Jahre, in denen der Musiker sogar in der JVA für seinen Lebensunterhalt arbeiten musste. Alles Vergangenheit, „auch wenn ich diese Zeit und auch die Diskussionen mit meinen Eltern, die überhaupt nicht begeistert waren dass ich mit Musik mein Leben bestreiten will, niemals vermissen möchte. Es war eine schöne, eine lehrreiche Zeit“, sagt Schröder, wie Da Hool im Privaten genannt wird. Aufgelegt hat der Bottroper schon überall wo sich die Creme de la creme der DJ-Szene die Klinke in die Hand drückt. Egal ob auf der Nature One, Heaven and Hill oder natürlich dem größten und unbeschreiblichsten Event schlechthin, dem Tomorrowland, wo Da Hool in diesem Jahr zum Jubiläum sogar an zwei Wochenenden vor insgesamt unfassbaren 360.000 Besuchern aufgelegt hatte. „Das ist unbeschreiblich und mit nichts zu vergleichen. Es ist eine absolute Ehre für mich, dass ich als DJ dabei sein durfte, einfach großartig“, grinst das Bottroper Urgestein, dessen Hymne „Meet her at the Loveparade“ sogar von David Guetta schon bei einem früheren Tomorrowland als Opener gespielt wurde.
Auch ein längeres Telefonat mit Guetta hat Da Hool schon hinter sich: „Er hatte mich vor zwei Jahren angerufen, weil er meinen Track Meet her at the Love Parade, welches im Übrigen einer seiner All Time Lieblingstracks ist ,er hat ihn mit seinem Ex-Produzent Joachim Garraud auch 2006 geremixt, neu machen wollte und mit auf sein letztes Album nehmen wollte. Zusammen mit 50 Cent. Also meine Melodie und 50 Cent hat darüber gerappt, das hieß Bullshit und Party. Mein Verlag und Guettas Verlag haben sich geeinigt und wir hatten einen 50/50 Musik Publishing Deal. Leider hat 50 Cent in Teilen seines Raps Stücke und Phrasen aus einem alten Biggie Smalls aka Notorious BIG Song benutzt, und das hat die Plattenfirma nicht frei bekommen, und das war denen zu riskant. Daran ist das wohl gescheitert. Aber wer weiß, was in Zukunft noch so kommt“, sagt Schröder. Doch der ruht sich auf seine Meriten nicht aus, weitermachen heißt es, immer weiter. Neue Projekte stehen ins Haus, eine neue Single ist geplant, die Nachfolge-Single von „The Doorkeeper“, die in Amerika auf Ultra Music New York veröffentlicht wurde, dem No. 1 Dance Label in USA. „Ich denke Ende diesen, Anfang kommenden Jahres wird die Single rauskommen“, so Schröder, der bis dahin noch alle Hände voll als Produzent in einem seiner Studios zu tun haben wird. „Etwas mit Gitarrenmusik, etwas dance-lastig“, lässt sich der 45-Jährige in die Karten blicken, darüber hinaus arbeitet der Musiker gerade an einem Projekt mit Frank Rosin, einer Show namens „The Planet“, die ab diesem September auf Starwatch laufen wird und für die Da Hool am Titelsong „Sounds like a feeling“ mitgeschrieben hat. „Langweilig wird´s nie“, sagt er, und hat wohl Recht – denn darüber hinaus stehen in naher Zukunft noch Auftritte in der Ukraine, der Schweiz und Köln auf dem Programm – „vielleicht“, so sagt er, „vielleicht ist ja auch in naher Zukunft hier in Bottrop etwas möglich.“
Warum er noch aktiv ist und auf dem Markt sein kann, im Gegensatz zu einigen geschätzten Kollegen seiner Anfangszeit? „Naja, Musikszenen verändern sich, das ist ganz normal. Man darf nicht eingefahren sein und an seinem Konzept stur festhalten, es muss weitergehen, Du musst Dich selber weiterentwickeln. Sonst bist Du ruckzuck weg und ein Fall für die Mottenkiste“, sag Da Hool. Und so sieht dann auch eine Veränderung in der Öffentlichkeit aus: Früher noch Star der Woche in der Bravo, bei der Verleihung des Kometen denkbar knapp Kollegin Marusha unterlegen, sollte vor kurzem ein Auftritt in der VOX-Show „Das perfekte Promi-Dinner“ folgen, bei dem immerhin gegen Schlager-Sternchen Anna-Maria Zimmermann ein achtbarer dritter Platz heraus sprang. „Mit Anna-Maria hab ich tatsächlich immer noch Kontakt. Wenn sie in Bottrop bei der Beachparty auftritt kann ich sie hören und sie schickt mir vorher eine Nachricht und sagt: Gleich singe ich wieder in Deinem Garten“, lacht Da Hool. Denn weg aus seiner Heimatstadt, das wollte er nie. „Warum auch? Hier ist meine Familie, hier sind meine Freunde, ich bin hier aufgewachsen. Mir geht es absolut nicht anders als Euch: Auch ich liebe Bottrop!“
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