Es liegt ihm im Blick, dieses „Kinder, wo ist die Zeit geblieben“. Wenn Andreas Kind heutzutage als neuer Leiter durch das Kulturamt streift, dann muss er sich selbst das eine oder andere Mal dezent kneifen. Das Wirken von Kind und seinen Mitstreitern, es hat deutliche Spuren in unserer Stadt hinterlassen. Im Besonderen die Kulturwerkstatt, die unlängst 25 Jahre alt wurde, ist eine Erfolgsgeschichte vom ersten Tag an. Ein Vierteljahrhundert für die Kunst – ein Vierteljahrhundert für Bottrop.
Nein, wie viele Kinder und Jugendliche in den vergangenen 25 Jahren die Projekte der Kulturwerkstatt besucht haben, das kann Andreas Kind schon lange nicht mehr zählen. Viele waren es, viele sind es – und viele bleiben es, die hier im Herzen der Bottroper Innenstadt ihrer Passion für die Kunst nachgehen. Wer hätte das vor einem Vierteljahrhundert, als die Kulturwerkstatt federführend unter Andreas Kind, dem heutigen Kulturamtsleiter, ihre Geburtsstunde fand, gedacht. Bottrop und Kultur, und dann noch für den Nachwuchs, kann das klappen? In einer Stadt, in der sich zu der damaligen Zeit die ansässigen Fußballvereine vor Anmeldungen im Kinder- und Jugendbereich kaum retten konnten, ist ein kulturelles Angebot in der Lage, seine Nische zu finden? Ja, ist es, so steht es heute fest. Denn während viele Sportvereine Bottrops heutzutage über Mitgliedermangel klagen, sind die Kurse der Kulturwerkstatt hoch im Kurs. „Unser Anspruch ist es seit der ersten Stunde, eine ernsthafte und kulturelle Arbeit zu leisten und die Jugendlichen zu erreichen, die bereits Interesse haben und sich in verschiedenen Bereichen ausprobieren wollen. Bei uns steht das Lustvolle an der Kunst in ihren verschiedensten Facetten im Vordergrund“, sagt Andreas Kind, der einst mit Kursen wie „Theater, Spiel, Bewegung“, „Figurenbau und -theater“, „Spiel und Tanz“, „Maskenbau“, „Jonglieren“, aber auch „Keramik“ und „Malen und Zeichnen“ startete, um nur einige zu nennen. Das System, in verschiedenen Bereichen der Kunst Angebote zu stricken, es hat sich bewährt. „Unser Ziel ist es, Wege zur Teilhabe am kulturellen Leben aufzuzeigen und künstlerische Ausdrucksformen zu entdecken. Vor allem aber steht der Spaß an der Sache und die Lust am Ausprobieren im Vordergrund“, ließ sich der damalige Kulturdezernent Dr. Kreul in der ersten Ausgabe der Kulturwerkstatt-Broschüre zitieren. Bis zum heutigen Tage haben Dr. Kreuls Worte ihre Aktualität nicht verloren.
„Einzig unser Angebot hat sich über die Jahre deutlich erweitern können, was vor allem dem Interesse der Jugendlichen zu danken ist“, sagt Andreas Kind, der Mann hinter der Kulturwerkstatt. Der ist noch Anfang der Neunziger in die Bottroper Schulen getingelt, Klinken putzen nennt man so etwas landläufig, um das städtische Projekt vorzustellen und sich genau an die zu wenden, für die es ins Leben gerufen wurde. Mit Erfolg. „Wir sind tatsächlich mit unseren ersten Projekten an die Schulen gegangen und haben diese im Bereich Theater-Pädagogik vorgestellt“, erinnert sich Kind. Der Erfolg war schon damals überwältigend, zwölf Schulen hatten das Angebot wahrgenommen, an der Janusz Korzcak-Schule erwuchs sogar eine eigene Theatergruppe. Und überhaupt, die Kulturwerkstatt, sie hat in Bottrop im vergangenen Vierteljahrhundert auch optisch deutliche Spuren hinterlassen: sei es die Gestaltung der Lärmschutzwand in Ebel, die Bernepark-Keramiken, die Fassade an der Schiller-Grundschule mit Malerei und Mosaik, der Bunker im Eigen, die zwei großen Beton-Skulpturen sowie drei große Stelen mit Keramik an der Willy-Brandt-Gesamtschule, die kunstvolle Verzierung im Innen- und Außenbereich der Fürstenberg-Grundschule, die Mosaik-Pflastersteine im Vonderort und, und, und. „Wir arbeiten seit jeher mit Künstlern zusammen und wollen in allen Bereichen ein ästhetisches Produkt erstellen. Wir machen hier keinen reinen Zeitvertreib, sondern es soll für alle unsere Teilnehmer ein Erfolg herausspringen“, unterstreicht Kind. Dies gilt natürlich auch für den Bereich der Schauspielerei, aus dem in den vergangenen 25 Jahren einige Teilnehmer ihren Weg bis hin zur Schauspielerei in den Beruf hinein gefunden haben. Ohne ein entsprechendes Angebot der Kulturwerkstatt, in dem man bereits als Jugendlicher die essentiellen Grundlagen vermittelt bekommt – kaum denkbar. Und so ist die Erfolgsgeschichte der Kulturwerkstatt, die mittlerweile von Delia Luscher geleitet wird, auch immer die Erfolgsgeschichte des Einzelnen. Und das mit Sicherheit auch noch in den kommenden 25 Jahren.