„Brüche vermeiden und Brücken bauen”

120 Teilnehmer diskutierten bei der 7. Bottroper Bildungskonferenz

 

„Brüche vermeiden und Brücken bauen – Übergänge durch Kooperation erfolgreich gestalten”. So lautete das diesjährige Motto der nunmehr 7. Bildungskonferenz des Regionalen Bildungsnetzwerks der Stadt Bottrop. Rund 120 Gäste aus den Bereichen Schule, Hochschule, Kindertageseinrichtung, Stadtverwaltung, Berufswelt, Schulaufsicht und Politik waren der Einladung von Oberbürgermeister Bernd Tischler in den Lichthof des Berufskollegs Bottrop gefolgt.

 

In seinem Grußwort machte der Oberbürgermeister deutlich, „Bildung ist ein Prozess, den wir beeinflussen können”. Gute Bedingungen zu schaffen, damit lebenslanges Lernen möglich wird, bedeute, die entscheidende Grundlage für die Zukunftsfähigkeit Bottrops zu legen. Die Stadt sei der zentrale Ort von Bildung. “Sie setzt das Fundament für den Zusammenhalt und die Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft. Dafür müssen wir uns gemeinsam auf den Weg machen“, forderte Bernd Tischler. Die Übergänge zwischen den verschiedenen Lebens- und Bildungsphasen seien dabei von großer Bedeutung.

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Der Lenkungskreis des Regionalen Bildungsnetzwerks hat daher beschlossen, das seit dem Jahr 2010 erklärte Handlungsfeld „Übergänge im Bildungssystem“ bei der 7. Bildungskonferenz wieder aufzunehmen. Hier wurde der Frage nachgegangen, welche Projekte in den vergangenen Jahren in Bottrop durchgeführt wurden, um die Übergänge zwischen den Bildungseinrichtungen zu gewährleisten. Hierbei sollten die Wechsel von der KiTa in die Grundschule, von der Grundschule in die weiterführende Schule und letztendlich von der Schule in die Ausbildung oder in ein Studium in den Blick genommen werden. Denn diese Übergänge stellen die Menschen vor Entscheidungen, verursachen Veränderungen und manchmal Brüche.

 

Zum Übergang Schule-Hochschule hielt Prof. Dr. Uwe Handmann von der Hochschule Ruhr West (HRW) das Impulsreferat zum Thema: „Wege in eine anwendungsorientierte Ausbildung für die IT-Fachkräfte von morgen“. Er betonte, dass die Informatik immer mehr Teil unseres täglichen Lebens wird. Umso wichtiger sei es, die Arbeitskräfte der Region unter Berücksichtigung der Verknüpfung von IT und Infrastruktur gut und anwendungsorientiert auszubilden. Was das genau für die Hochschule Ruhr West bedeutet, wie sie mit bereits durchgeführten und gelungenen Maßnahmen dort umgehen und welche Angebote sie Schülerinnen und Schüler machen, stellte Prof. Handmann dem Plenum vor.

 

Im Anschluss an das Referat hatten die Teilnehmer Gelegenheit, in der Arbeitsgruppe „Studienorientierung – Interesse wecken, Talente fördern und Übergänge gestalten“ weitere praktische Angebote kennenzulernen und zu diskutieren. Es wurde aber auch gefragt, welche Angebote den Schulen fehlen und wie man die Schülerinnen und Schüler findet, die genau zu diesen Angeboten passen. Ebenso wurde erwähnt, dass gerade die Schüler in der Oberstufe wenig Zeit für zusätzliche Angebote hätten. Die Kommunikation und die Koordination der Angebote seien nach wie vor eine Herausforderung. Über das “Talentscouting” könne man eine gewisse Zielgruppe erreichen, dies seien aber eben nicht alle Schülerinnen und Schüler.

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Angeboten wurden zudem vier weitere Workshops:

 

– Übergang KiTa/Grundschule: Diagnostik im Schulanmeldeverfahren – Förderperspektiven entwickeln und die Zeit von der Anmeldung bis zum Schulbeginn gezielt nutzen In dieser Arbeitsgruppe wurde den Trägervertreten der Kindertageseinrichtungen die zentralen Inhalte vorgestellt, die über die Schulanmeldeparcours in Bottrop erhoben werden. Dabei handelt es sich um eine systematische Beobachtung der Entwicklungsbereiche eines Kindes, die das Fundament für erfolgreiches schulisches Lernen darstellen. Ziel der Parcours ist, sowohl das Kind in seiner Lernausgangslage, als auch die Schule in ihren Angeboten zum individuellen Lernen optimal vorzubereiten. Alle Trägervertreter der Bottroper Tageseinrichtungen waren in diesem Workshop vertreten und äußerten den Wunsch nach einer Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Kindertageseinrichtungen und Grundschulen.

 

– Übergang KiTa/Grundschule: Startklar – Nutzen der Ergebnisse der Schulanmeldeverfahren für den Einstieg in die Schulzeit In diesem Workshop wurden den Grundschulen Möglichkeiten zur Nutzung der Ergebnisse aus den Schulanmeldeverfahren aufgezeigt. Es wurde festgestellt, dass die Klassen zur Zeit heterogener denn je und deshalb differenzierte Lernangebote unabdingbar seien. Die Silbenmethode beispielsweise würde starken aber auch schwachen Kindern den Einstieg ins Lesen und Schreiben ermöglichen. Material müsse bereitgestellt werden, dass Differenzierung im natürlichen Sinne ermöglicht. Dazu würde das Kompetenzteam auch schon entsprechende Fortbildungen anbieten.

 

– Übergang Grundschule/Sekundarstufe I: Erziehung zum Eigenverantwortlichen Lernen – Methoden und Arbeitsformen als Bindeglied zwischen den Schulformen Im Laufe ihres Schullebens sollen Schülerinnen und Schüler an eigenverantwortliches Lernen herangeführt werden, um ihren eigenen Lernprozess zu planen, strukturiert durchzuführen und zu reflektieren. In diesem Workshop wurde vorgestellt, wie Schülerinnen und Schüler in den Grundschulen an eigenverantwortliches Lernen herangeführt werden und welche Anforderungen die weiterführenden Schulen in diesem Bereich an die Schüler und Schülerinnen beim Übergang stellen. Die Teilnehmer tauschten sich über Möglichkeiten aus, ob und inwieweit Methoden, Arbeits- und Organisationsformen sowie Strukturen, die eigenverantwortliches Lernen fördern, schulformübergreifend entwickelt und verankert werden könnten. Hierbei wurde deutlich, wie gering die Kenntnisse der weiterführenden Schulen bezüglich der Lehrpläne der Grundschulen sind und umgekehrt. Eindeutig fehle die Transparenz darüber, was das andere System eigentlich macht. Es war der Wunsch der Teilnehmer, dass sich Grundschulen untereinander austauschen, aber auch die weiterführenden Schulen mit einbezogen werden sollen. Weiterhin bestand der Wunsch, sich über Lehrpläne und Curricula, sowie Methoden in der Sprachkompetenz auszutauschen, um gut funktionierende Strukturen und Angebote der Grundschulen an den weiterführenden Schulen fortzusetzen.

 

– Übergang Schule/Ausbildung: Elemente der Berufsorientierung – Transparenz schaffen und Möglichkeiten ausschöpfen Als erstes Flächenland hat NRW ein landesweites, verbindliches Übergangssystem von der Schule in den Beruf eingeführt, das die Landesregierung unter die Zielsetzung „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) gestellt hat. Im vorliegenden Workshop wurden den Bildungsakteuren Chancen und Schwerpunkte von KAoA vorgestellt, mit einem Schwerpunkt auf der Wichtigkeit von effektiver Datenerhebung und Vernetzung. Ziel sollte unter anderem sein, die Transparenz für alle Bildungsakteure zu erhöhen und ein dem/der Schüler/in entsprechendes Angebot im Übergang bereitzustellen. Es wurde in dem Workshop darauf hingewiesen, dass immer noch zu viele Schüler auf der Strecke blieben und keinen Ausbildungsplatz finden würden. Dies führe dazu, dass teilweise eine höhere Qualifizierung angestrebt würde, dadurch aber auch Zeit verloren ginge.

Schüler, die den Weg zur Ausbildung gefunden haben, sollten als Multiplikatoren eingesetzt werden, um Ausbildung attraktiv zu machen. Ebenso sollte eine Datenbank geführt werden, die die Anforderungsprofile sammelt, um diese dann an die Schüler weiterzugeben. Somit könnten die Bewerbungen gezielter formuliert und Frust bei Ablehnungen vermieden werden.

 

Paul Ketzer, Erster Beigeordneter und Schuldezernent, zog am Ende der Bildungskonferenz ein Resümee der Veranstaltung und gab einen Ausblick auf die weiteren Schritte nach der 7. Bildungskonferenz: Die bisherigen Handlungsfelder und Themenschwerpunkte zur Sprachbildung und zum Übergang der Bildungsinstitutionen werden vom Regionalen Bildungsnetzwerk weiter fortgeführt. Sprachbildung sei nach wie vor eine “sehr große Herausforderung, der wir uns in Bottrop weiterhin stellen wollen”. Es falle auf, wie wenig die Bildungssysteme voneinander wissen. Für den Schulträger ergibt sich nach Aussage von Paul Ketzer daraus die Erkenntnis, dass ein fachlicher und kollegialer Austausch strukturiert und organisiert werden muss. Hierzu sollen, neben der Bildungskonferenz, auch Fachtage für Transparenz und Austausch sorgen.

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