KWK-Systeme werden um Batteriespeicher erweitert

Heinz und Birgit Wehres aus Bottrop erhielten jetzt hohen Besuch von Vertretern aus Stadt und Land: Bottrops Oberbürgermeister Bernd Tischler kam, Franz Wilhelm Iven aus dem NRW-Wirtschaftsministerium, Prof. Klaus Görner vom Gas- und Wärme-Institut Essen (GWI), Burkhard Drescher von der Innovation City Management GmbH (ICM) und Margit Thomeczek von der EnergieAgentur.NRW. Anlass war die Inbetriebnahme eines elektrischen Speichers als Ergänzung zu einer KWK-Anlage (Kraft-Wärme-Kopplungsanlage). Die Wehres sind Teilnehmer des Forschungsprojektes „KWK plus Speicher“, das durch das Land NRW gefördert und vom GWI geleitet wird. Der Speicher in ihrem Haus wird nicht der einzige in Bottrop bleiben: Geplant sind 20 – installiert werden diese bei den Teilnehmern des vorherigen Projektes „100 KWK-Anlagen in Bottrop“.

Die Integration, der Betrieb und die Einbindung in das messtechnische Monitoring der Stromspeicher dienen der Flexibilisierung der KWK-Systeme im Projektgebiet. Das GWI und seine Projektpartner analysieren die gewonnenen Daten und bewerten u.a. die Wirtschaftlichkeit für den Einsatz von elektrischen Speichern in Verbindung mit Mikro-KWK-Systemen. Die Installationsphase und der Betrieb werden zudem durch eine sozialwissenschaftliche Nutzer-Analyse zur standardisierten Erfassung von strom- und heizungsbezogenen psychologischen Variablen begleitet. Zudem werden Systemkombinationen im Labor unter reproduzierbaren Bedingungen analysiert und Untersuchungen im Bereich der Grundlagenforschung zur Verbesserung der Batterie-Chemie unternommen.

„Durch den Einsatz von Mikro-KWK-Anlagen in Kombination mit einem Batteriespeicher kann der produzierte Strom im Objekt flexibler genutzt werden“, erläuterte Prof. Klaus Görner bei seinem Besuch in Bottrop. Er hatte Beispiele parat, was Familie Wehres mit ihrer Speicherkapazität von 3,85 Kilowattstunden machen kann: vier Stunden am Stück föhnen zum Beispiel oder 20 bis 30 Stunden lang den Computer betreiben. „In Summe betrachtet leisten Sie einen wichtigen Beitrag für die Versorgungssicherheit und für den Klimaschutz”, lobte Görner, der das Projekt in Bottrop als Wissenschaftlicher Leiter des GWI durchführt. Es baut auf den Erfahrungen und Erkenntnissen der beiden Vorläuferprojekte „100 KWK-Anlagen in Bottrop“ und „demoKWK3.0“ auf.

Die ICM ist in diesem Projekt für die Kommunikation zuständig. „KWK plus Speicher“ ist ein wichtiges Umsetzungsprojekt in der InnovationCity Ruhr | Modellstadt Bottrop. Seit 2010 wurden und werden in Bottrop mehr als 300 Projekte in unterschiedlichen Handlungsfeldern umgesetzt. Ziel ist, den CO2-Ausstoß innerhalb von zehn Jahren um die Hälfte zu reduzieren. Die beiden Projekte „100 KWK-Anlagen in Bottrop“ und „KWK plus Speicher“ stellen dabei wichtige Beiträge in der Laborstadt Bottrop dar.
OB Bernd Tischler berichtete bei dem Termin von den vielen Medienanfragen zum Ende des Bergbaus. „Die Wandelgeschichte interessiert alle: wie Bottrop von der Kohlestadt zur Innovation City wurde.” Im Labor Bottrop würden neue Techniken umgesetzt und ausprobiert, wie auch „KWK plus Speicher“ zeige. „Nach Auswahl der technischen und baulichen Kriterien, die das GWI ausgewertet hat, wurde nun der Speicher von einem lokalen Bottroper Installateur eingebaut und bei Familie Wehres in Betrieb genommen“, erläuterte Tischler. Bottrop trage mit den Forschungsprojekten im Mikro-KWK-Anlagenbetrieb einen wichtigen Baustein zur Energiewende im häuslichen und im Gewerbe-, Handel- und Dienstleistungssektor bei.

Bewusstsein schaffen für Kraft-Wärme-Kopplung

Neben der Kommunikation in Fachkreisen und Gremien sollen Berichte über das Projekt auch in nicht fachspezifischen Kreisen ein Bewusstsein für das Thema der Kraft-Wärme-Kopplung schaffen. Die Verbreitung der Nutzung von Mikro-KWK-Anlagen in Privathaushalten oder gemischt genutzten Gebäuden ist wichtig für den dezentralen Ausbau Erneuerbarer Energien. „Wir sind im großen Labor Bottrop und Sie sind die Laboranten”, sagte Burkhard Drescher, Geschäftsführer der ICM, zu Heinz und Birgit Wehres. „Dass Sie sich selbst mit Energie versorgen können, ist unser Ziel, und es für Sie viel interessanter, den Strom selbst zu nutzen als ihn einzuspeisen.” Drescher mahnte allerdings an, dass für eine erfolgreiche „Energiewende von unten“ noch einige Hürden abgebaut werden müssen. „Unbedingt erforderlich ist eine Entbürokratisierung des KWK-Anlagenbetriebs. Die Nutzer sind mit der Administration schlichtweg überfordert.“
„Die KWK als Einzelanlage oder als ein Teil eines Versorgungsystems ist ein wichtiger Baustein der Energiewende, der eine Schlüsselrolle zukommt, die Klimaschutzziele zu erreichen. Die Flexibilisierung von KWK-Anlagen mittels Speicher trägt mit Blick auf eine zunehmend volatile Energiebereitstellung auf Basis Erneuerbarer Energien maßgeblich dazu bei, KWK zukunftsfähig zu machen und die Versorgung mit Strom und Wärme sicherzustellen“, so Franz Wilhelm Iven, zuständiger Referatsleiter im NRW-Wirtschaftsministerium.
Fast exakt vor fünf Jahren – am 12. Dezember 2013 – wurde im Rahmen des Projektes „100 KWK-Anlagen in Bottrop“ die erste KWK-Anlage in einem Bottroper Einfamilienhaus in Betrieb genommen. Auch das Haus von Familie Wehres wurde im Rahmen dieses Projektes mit einer KWK-Anlage ausgestattet. Margit Thomeczek von der EnergieAgentur.NRW war damals ebenfalls mit dabei und erklärte: „Ende 2013 sind wir auch mit der Kampagne ‘KWK.NRW – Strom trifft Wärme’ an den Start gegangen. Heute unterstützen uns 150 Partner aus Unternehmen, Verbänden, Kommunen und Forschungseinrichtungen wie das GWI, um im Verbund der Kampagne die KWK bekannter zu machen.“ Mit ihrer Kampagne „KWK.NRW – Strom trifft Wärme“ unterstützt die EnergieAgentur.NRW im Auftrag des NRW-Wirtschaftsministeriums den KWK-Ausbau.

Bild- und Textquelle: Innovation City

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