Berufskolleg Bottrop: Lehrer und Schüler besuchen Gedenkstätten in Tschechien

Gedenkstättenfahrt nach Lidice, Terezin und Prag zur Auseinandersetzung mit den Nazi-Verbrechen in Tschechien

Vom 30. September bis zum 3. Oktober fand die erste schulweite Gedenkstättenfahrt des Berufskollegs Bottrop statt. 25 interessierte Schülerinnen und Schüler reisten mit Sandra Köster, Lisa Leuker, Nina Knippert, Klaus Lohmann, Steffen Vinnemeier und Mario Papierok als Vertreter des für die Organisation verantwortlichen Teams „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ nach Tschechien, um sich intensiv mit der dortigen Geschichte des Holocaust und den damit verbundenen Gräueltaten und Verbrechen der Nazis auseinanderzusetzen. Die Gelsenkirchener Organisation „aktuelles forum e.V.“ unterstützte die Bildungsfahrt finanziell.

Vorbereitung und Vorauswahl

Die Planung der Fahrt begann mit einer schulweiten Ausschreibung, gefolgt von einem Informationsnachmittag, an dem die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern mehr über die Ziele und den Ablauf der Reise erfahren konnten. Interessierte konnten sich im Anschluss mit einem Motivationsschreiben bewerben. Zwei Vorbereitungstreffen ermöglichten es den Teilnehmern sich kennenzulernen, ihre Geschichtskenntnisse aufzufrischen und Erwartungen zu formulieren. „Es war uns sehr wichtig, mit diesen Treffen eine gemeinsame Basis für die bevorstehenden Erlebnisse zu schaffen“, so Sandra Köster rückblickend.

Erster Tag:  Lidice

Am ersten Tag besuchte die Gruppe die Gedenkstätte des ehemaligen Dorfes Lidice. Im Jahr 1942 wurde das Dorf als Vergeltungsmaßnahme für das Attentat auf Reinhard Heydrich, stellvertretender Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, vollständig zerstört. 173 Männer wurden erschossen, die Frauen und die meisten Kinder wurden in Konzentrationslager deportiert. Das Dorf Lidice wurde dem Erdboden gleich gemacht. „Alle Teilnehmenden waren tief beeindruckt von der Ruhe und Stille des Pietätsgebietes. Das Feedback der Gruppe war eindeutig: Die Eindrücke waren schockierend und tragisch, und die Bedeutung der Erinnerungsarbeit wurde allen bewusst“, erzählt Sandra Köster.

Zweiter Tag: Terezin (Theresienstadt)

Am zweiten Tag stand der Besuch von Terezin (Theresienstadt) auf dem Programm. Im Juni 1940 wurde in der Kleinen Festung von Terezin ein Polizeigefängnis der Prager Gestapo eingerichtet. Am 24. November 1941 wurde die Stadt dann in ein Ghetto umgewandelt. Es wurde als Konzentrations- und Durchgangslager für Juden aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, sowie später auch aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Dänemark und der Slowakei verwendet.

Die Schülerinnen und Schüler bereiteten mit Unterstützung der begleitenden Lehrkräfte Vorträge zu verschiedenen Orten in Terezin vor und nahmen an einer Führung durch die Kleine Festung teil. Die im Museum ausgestellten Kinderzeichnungen, die in Theresienstadt entstanden waren, die menschenverachtenden Unterkünfte, das Krematorium und das Kolumbarium hinterließen einen bleibenden Eindruck. „Die Schilderungen der Schicksale der Menschen, die hier lebten, sowie die vielen tausend Namen, die an den Wänden des Museums stehen, machen die Geschichte greifbar und verstärken das Bewusstsein für die Notwendigkeit, solche Verbrechen nie zu vergessen“, fasst Klaus Lohmann die Erfahrungen vor Ort zusammen.

Letzter Tag: Prag

Der letzte Tag der Gedenkstättenfahrt startete eindrucksvoll mit dem Besuch der Krypta, in der sich die Attentäter von Reinhard Heydrich während ihrer Flucht verschanzten und schließlich verstarben. Dieser Teil der Geschichte verdeutlichte die Verzweiflung und den Mut der Menschen in einer Zeit des Unrechts. Aber wie an allen besuchten Orten wurde hier erneut die große Bedeutung des Erinnerns, auch für die hier lebenden Menschen, deutlich.

Der Mittag bot als Ausgleich etwas Freizeit für Sightseeing in der wunderschönen Stadt Prag. Die Schülerinnen und Schüler konnten die beeindruckende Architektur und die kulturelle Vielfalt der Stadt genießen. Anschließend besuchte die Gruppe das jüdische Viertel, wo eine Führung die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Prag beleuchtete. Bis zur Abreise am späteren Abend war wieder Zeit Prag in der Dunkelheit zu erkunden. 

Fazit

Die Gedenkstättenfahrt nach Lidice, Terezin und Prag war eine nachhaltig in Erinnerung bleibende Reise für alle Beteiligten. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte und das Verständnis für die Auswirkungen von Rassismus und Diskriminierung wurden intensiv gefördert. Diese Erfahrungen werden die Teilnehmenden in ihrem weiteren Leben begleiten und sie dazu anregen, sich aktiv gegen Rassismus und für eine offene Gesellschaft einzusetzen“, bilanziert Sandra Köster repräsentativ für das gesamte Organisationsteam.

Ausblick

Die beteiligten Schülerinnen und Schülern erarbeiten aktuell eine Ausstellung zu allen drei Orten. Diese soll frühzeitig im kommenden Jahr fertiggestellt und im Lichthof präsentiert werden, damit sich alle Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs mit der Thematik auseinandersetzen können. Der Ausstellungszeitraum wird zeitnah bekannt gegeben.

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