
Sein Weg als Priester hat ihn einmal quer durchs Bistum Essen geführt: Geboren im sauerländischen Werdohl war Peter Wilhelm Keinecke in Gelsenkirchen, Essen und Duisburg tätig, dann auch im Sauerland und schließlich in Bottrop. Dort möchte der Pastor aus St. Cyriakus zukünftig auch bleiben, wenn er Ende des Jahres in den Ruhestand geht. Nach einer halbjährigen Pause wird der 70-Jährige wieder einzelne Aufgaben in der Pfarrei übernehmen. In welchem Umfang und in welcher Art – das wird sich zu gegebener Zeit zeigen.
Dabei ging es für Peter Keinecke beruflich zunächst in eine ganz andere Richtung. Nach der Volksschule macht er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann und arbeitet als Schuhverkäufer. Er soll das Geschäft seiner Eltern übernehmen, die die familiäre Tradition im Schuhmachergewerbe und –handel seit 300 Jahren fortführten.
Doch es kommt anders. Peter Keinecke springt für einige Monate als Küster in seiner Gemeinde ein, da dieser unerwartet verstorben ist. Vor und nach den Messen ist er oft alleine in der Kirche. „Diese Zeit habe ich wie eine Aufforderung zum Gebet empfunden“, erinnert sich Keinecke. „Es war, als wenn jemand zu mir sagte: Suche mich.“ Es ist nicht nur das Gebet und die Suche nach Gott, – immer mehr reift in ihm der Wunsch, Priester zu werden. Er wehrt sich zunächst dagegen. „Das war einfach zu ungewöhnlich, zu anders“, empfindet er es damals. Seine Ausmusterung aus der Bundeswehr nach nur drei Wochen versteht er nicht als Zeichen, macht stattdessen ein Praktikum im Josefsheim in Bigge/Olsberg und arbeitet dort mit Menschen mit Behinderung.
Immer mehr verfestigt sich jedoch das Ziel, Priester zu werden. In Bad Driburg macht Keinecke am Clemens-Hofbauer-Kolleg sein Abitur. Er studiert schließlich Theologie in Bochum und Würzburg. 1986 wird er in St. Augustinus in Gelsenkirchen zum Priester geweiht. Bei seiner Primiz wird er gefragt, wie er seine zukünftige Aufgabe und Rolle wahrnehme. Diese sehe er darin, die Menschen daran zu erinnern, als Getaufte die Güte Gottes und das Evangelium auszustrahlen. Der priesterliche Dienst aus der Taufe sei allen Christen anvertraut.
Nach Kaplansjahren in St. Barbara in Gelsenkirchen-Erle und St. Ludgerus in Essen-Werden wird Peter Keinecke 1993 Pfarrer in Christi Himmelfahrt in Essen-Fischlaken. Dort bleibt eracht Jahre bis er von 2001 bis 2006 Pfarrer von St. Michael und St. Petrus Canisius in Duisburg-Wanheimerort wird. Im Anschluss übernimmt er die Pfarrstelle in St. Maria Immaculata in Meinerzhagen – die in dieser Zeit als erste der Großpfarreien im Bistum Essen an den Start geht. Die Pfarrei umfasst auch Kierspe und Valbert in der sauerländischen Diaspora mit einer Ost-West-Ausdehnung von 30 Kilometern.
Keineckes Wirken ist in seinen Jahren als Kaplan und Pfarrer stark geprägt von der Vorbereitung auf die Erstkommunion und der Arbeit mit Familien, aus der zahlreichen Kreise entstehen. Immer wieder ist es auch die Bibelarbeit, die ihn beschäftigt und für die er in allen Pfarreien Menschen begeistern kann. „Die Bibel ist für mich wie ein Zuhause“, erklärt Keinecke. „Sie gibt mir Impulse, über mein eigenes Leben und das meiner Mitmenschen nachzudenken und in Beziehung zu Gott zu sein.“ Vor allem das Markus-Evangelium interessiert ihn, als das älteste der vier Evangelien. Darüber hat er sogar ein Buch geschrieben. Mi einer Co-Autorin versucht er darin Antworten auf die Fragen zu geben versucht, die Jesus in dem Evangelium stellt und die Leser einlädt, das Gleiche zu tun.
Großen Einfluss auf sein persönliches Glaubensleben hat auch die Spiritualität Charles des Foucaulds. Mit „Jesus Caritas“ gehört er einer Brudergemeinschaft der Priester des Wüstenmissionars an. Zu den monatlichen Treffen gehören Anbetung in Stille, Bibelgespräch und Lebensreflexion.
Es ist im Jahr 2014 als Peter Keinecke eine Auszeit braucht und sich diese auch nimmt. Hinzu kommen schwere gesundheitliche Probleme. Als er sich wieder stark genug fühlt, führt ihn sein Weg 2018 nach Bottrop. Die Stadt ist ihm unbekannt, doch er fühlt sich schnell dort wohl und kann sich vorstellen, hier zu leben. Schwerpunkte seiner Arbeit als Pastor in St. Cyriakus sind die Arbeit in Altenheimen, die Krankenkommunion und Krankensalbung, Beerdigungen, aber auch Taufen, sowohl von Kindern als auch Erwachsenen. Auch um Menschen, die konvertieren oder wieder in die Kirche eintreten möchten, kümmert er sich.
Nicht zuletzt bringt er auch in Bottrop Menschen wieder das Gespräch über die Bibel näher, zuletzt über die Apostelgeschichte, die sich mit den Ursprüngen und Anfängen der Kirche beschäftigt.
Für die nun anstehende freie Zeit hat sich Peter Keinecke viel vorgenommen. In den kommenden Wochen steht unter anderem eine Wanderung am Hadrianswall an der englisch-schottischen Grenze an. Auch auf eine bereits lang geplante Rundreise durchs Baltikum mit seinem Bruder Heinz-Otto freut er sich. Vielleicht findet er im Ruhestand auch wieder mehr Zeit für seine Hobbys, fürs Fotografieren und Kochen. Ein gelingendes Rezept nicht für das leibliche Wohl, aber für die Kirche der Zukunft formuliert Keinecke folgendermaßen: „Wir müssen in gutem Kontakt mit Gott und auch mit uns selbst sein.“
Dann könnten wir als Christen heilsam und hilfreich in dieser Welt sein. „Wir müssen Gott hören und die Fragen anderer erkennen.“
Weitere Information
Am Freitag, 17. Januar, 18 Uhr, wird Pastor Keinecke am Kirchplatz 2-3, 1. Etage, aus seinem Dienst in der Pfarrei verabschiedet. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen. Pastor Keinecke wird in diesem Rahmen biblische Geschichten erzählen.
(c) Text & Fotos: Propstei St. Cyriakus