
„Leben ist da, wo du noch nicht warst. Alles andere ist Wiederholung“. Dieses Zitat hat Ludger Schollas zu seinem Lebensmotto gemacht. Er liebt die Herausforderung und mit ihr die Veränderung. Durch sie kann und will er weiterwachsen. Ganz in diesem Sinne war Ludger Schollas bereits an ganz unterschiedlichen Stellen im Bistum Essen tätig. Nun wurde der 58-Jährige zum 9. März als Pastoralreferent für die Pfarreien St. Cyriakus und St. Joseph ernannt.
Zu seinen Aufgabenfeldern in Bottrop wird die Weiterentwicklung sozialpastoraler Angebote gehören, darüber hinaus auch die Mitarbeit im Bottroper Prozess „Christlich leben. Mittendrin*“. „Es wäre vermessen zu sagen, dass ich mit einer fertigen Idee nach Bottrop komme“, erläutert Ludger Schollas. „Ich muss zunächst schauen und fragen, was die Menschen vor Ort brauchen und was sie wollen.“
Diese Behutsamkeit mit Menschen umzugehen, sich gemeinsam mit ihnen auf die Suche nach ihren Antworten zu begeben, erlernt er in den ersten 19 Jahren seines Berufsweges als Krankenhausseelsorger in Bochum und Essen. „Das war eine wichtige Zeit für mich, die mich in meiner Haltung und meiner pastoralen Arbeit bis heute sehr geprägt haben“, sagt Schollas. Nach dem Studium der Theologie in Bochum und Würzburg gehört er 1994 zu den ersten Pastoralreferenten im Bistum Essen. Er arbeitet zwölf Jahre in Bochum, sieben Jahre in Essen, wo er auch als Diözesanreferent für die Krankenhausseelsorge sowie als Dozent für die Katholische Schule für Pflegeberufe tätig ist. Für Schollas spielt währenddessen das Thema Ethik in Krankenhäusern eine zentrale Rolle. Er ist an der Gründung von Ethik-Kommitees beteiligt und im ganzen Bistum als Referent unterwegs. „Zu dieser Zeit gab es noch nicht so viel Expertise auf diesem Gebiet“, erklärt er.
Auch wenn ihn diese Arbeit erfüllt, ist es nach 19 Jahren Zeit für eine Veränderung. Ludger Schollas will sich ein neues Feld erobern und Erfahrungen darin sammeln, „was es heißt, in einem anderen Arbeitsfeld Theologe und Seelsorger zu sein“. 2013 wechselt er in die Gladbecker Pfarrei St. Lamberti. Dort arbeitet er federführend im Pfarreientwicklungsprozess mit. Ab 2016 schiebt er mit weiteren ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das im Votum beschriebene Projekt „K4“ mit an, ein Sozialpastorales Zentrum, das Angebote für Kinder, Jugendliche, Familien und Menschen mit Migrationsgeschichte bereithält. „Hier haben wir in kurzer Zeit richtig viel geschafft und dasProjekt auf die Füße gestellt“, zieht Schollas ein Fazit. Doch schließlich ist auch dieser Projektauftrag beendet und Zeit für etwas Neues.
2019 übernimmt er die Leitung der Arbeitsstelle Pfarreientwicklung im Bischöflichen Generalvikariat. Dafür bringt er die erforderlichen Voraussetzungen mit, ist nach all den Jahren im Bistum „gut verdrahtet“. Von 2022 bis 2024 ist er in Co-Leitung auch für den Bereich Pastoralentwicklung zuständig, leitet zudem den neu angestoßenen Prozess „Christlich leben. Mittendrin“. Nach fünf Jahren mit vielen Sitzungen und langen Arbeitstagen ist er unzufrieden, obwohl er in einem tollen Team arbeitet. Es ist ein Wendepunkt für den dreifachen Familienvater als sein Sohn schwer erkrankt und er über mehrere Wochen dem „Tod täglich ins Auge schaut“. Viele Fragen stellen sich ihm in dieser Phase, so auch diese, womit er seine weitere Lebenszeit noch verbringen möchte. Und wieder ist Ludger Schollas an einem Punkt angekommen, der nach einer Veränderung ruft und ihn nun nach Bottrop geführt hat.
Die Stadt ist für ihn neu, sein bisheriger Eindruck positiv. Das Haus am Kirchplatz 2-3, das mit seiner zentralen Lage und den großen Glasfenstern für eine Offenheit in die Stadt hinein stehe, findet er hochattraktiv – und bezieht das auch auf seine Rolle als Christ: „Wir müssen uns nach außen hin öffnen“, ist sich Schollas sicher. „Wir müssen neu entdecken, welchen Beitrag wir als Christen in der Gesellschaft leisten wollen.“ Noch nie habe es in der Kirche so viele Gestaltungsmöglichkeiten gegeben wie jetzt. Diese sieht er weniger im liturgischen als im diakonischen Bereich, also im Dienst an den Menschen. Gerade heute, wo die Institution Kirche an Bedeutung verliere, müsse diese Orientierung bieten können – ohne dabei in ein starres System zu verfallen. „Wir müssen die Stadt als pastoralen Raum betrachten“, sagt er, „und schauen, wo es Möglichkeiten gibt, hier aktiv zu sein“.
Auf die direkte Zusammenarbeit mit den Bottroperinnen und Bottropern freut er sich. Er bezeichnet sich als „Vereinsmeier“, der immer den Kontakt zu anderen gesucht hat. Aufgewachsen im eher ländlich geprägten Datteln, wo er bis heute wohnt, war er unter anderem Mitglied im Blasorchester und bei der Freiwilligen Feuerwehr. Schollas betont: „Unter den Menschen bin ich richtig.“
(c) Text & Foto: Propstei St. Cyriakus