Fußball in Bottrop: Soumiya Bouhadi übernimmt beim VfL Grafenwald

Nach dem überraschenden Rücktritt von Trainer Sebastian Stempel musste sich der VfL Grafenwald auf Trainersuche begeben und ist nun fündig geworden. Ab der kommenden Saison übernimmt mit Soumiya Bouhadi erstmals eine Frau das Traineramt beim A-Ligisten. Die 34-jährige B-Lizenz-Inhaberin bringt nicht nur reichlich Erfahrung mit, sondern auch frischen Wind und eine klare Vision. Der Verein ist begeistert von der neuen Lösung und Bouhadi selbst freut sich auf die anstehende Aufgabe.

„Das Gespräch in Grafenwald war sehr offen, ehrlich und wertschätzend. Ich habe mich direkt wohlgefühlt. Jetzt habe ich richtig Lust auf die neuen Aufgaben“, erklärt die gebürtige Mülheimerin. Bouhadi wird im Sommer das Ruder übernehmen, bis dahin bleibt Sebastian Stempel noch bis zum Saisonende an der Seitenlinie. Die Entscheidung, erstmals eine Trainerin für die erste Mannschaft zu verpflichten, ist ein Meilenstein für den VfL Grafenwald und wurde mit großer Überzeugung getroffen. Sven Koutcky, der noch bis Ende Juni als sportlicher Leiter beim Verein tätig ist, zeigt sich begeistert vom Kennenlernen mit Bouhadi: „Ich war regelrecht geflasht vom Gespräch. Sie hat eine beeindruckende Ausstrahlung, bringt viel Fachwissen und Erfahrung mit. Uns freut es sehr, dass wir sie für unseren Verein begeistern konnten.“

Vielseitige Karriere mit fundierter Erfahrung

Bouhadi bringt eine bemerkenswerte Vita mit, sowohl als Spielerin als auch als Trainerin. In ihrer aktiven Laufbahn schnürte sie die Fußballschuhe unter anderem für die SGS Essen, den FCR Duisburg, MSV Duisburg II und den SV Heißen. Nach ihrer aktiven Karriere folgte der Schritt auf die Trainerbank, zunächst eher ungeplant.

„Meine erste Station als Co-Trainerin war beim Mülheimer FC, das war damals sehr spontan. Aber es hat mir sofort Spaß gemacht“, erinnert sich Bouhadi. Es folgten weitere Stationen, etwa beim VfB Speldorf und zuletzt als Teil des Trainerteams in Mintard, an der Seite von Ex-Nationalspieler David Odonkor. Doch der Begriff „Co-Trainerin“ gefällt ihr nicht wirklich, wie sie deutlich macht: „Ich mochte den Begriff Co-Trainer nie besonders. Ich war auch nie die klassische Co-Trainerin, die nur daneben steht. Wir haben bei meinen bisherigen Stationen immer im Team gearbeitet, auf Augenhöhe. Und genauso möchte ich das auch in Grafenwald fortführen.“

Taktik, Kommunikation, Weiterentwicklung

Bouhadi gilt als akribische Arbeiterin, die gerne in die Tiefe geht. Insbesondere, wenn es um taktische Feinheiten geht. Sie hat bereits begonnen, sich intensiv mit der aktuellen Mannschaft des VfL auseinanderzusetzen. Die ersten Spiele hat sie analysiert, Eindrücke gesammelt, Notizen gemacht. „Fußball war schon immer mein Leben“, sagt sie mit einem Lächeln. „Ich rede gerne über Fußball, denke viel über das Spiel nach. Gerade der taktische Bereich fasziniert mich sehr. Da kann man viel bewirken.“ Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Weiterentwicklung der Mannschaft. Bouhadi verfolgt dabei keinen starren Plan, sondern will gemeinsam mit dem Team wachsen. „Mir ist wichtig, dass wir eine klare Spielidee entwickeln, an der sich alle orientieren können aber auch genug Raum für Kreativität und Persönlichkeit lassen. Fußball ist ein Mannschaftssport, aber jeder einzelne Spieler bringt individuelle Stärken mit. Die müssen wir gemeinsam herausarbeiten.“

Ein Aspekt, der ihr ebenfalls wichtig ist: Kommunikation. Offen, ehrlich, auf Augenhöhe. „Ich möchte mit den Spielern im Dialog stehen, ihre Sichtweisen verstehen und einbinden. Nur so entsteht ein echtes Teamgefühl.“

Mit der Verpflichtung von Soumiya Bouhadi wagt der VfL Grafenwald bewusst einen Schritt in eine neue Richtung und setzt dabei auf Vielfalt, Fachwissen und Führungsqualität. Für den Verein ist es nicht nur ein Neuanfang, sondern auch ein Statement. Frauen im Fußball, insbesondere im Männerbereich, sind noch immer unterrepräsentiert. Umso bedeutender ist es, dass Bouhadi nun das Vertrauen für diese verantwortungsvolle Aufgabe erhält.  „Natürlich ist es etwas Besonderes, als Frau ein Männerteam zu übernehmen. Aber für mich steht nicht das Geschlecht im Vordergrund, sondern die Arbeit auf dem Platz. Fußball ist Fußball, egal, wer ihn spielt oder trainiert“, stellt sie klar.

Die Vorbereitungen für die kommende Saison laufen bereits im Hintergrund, auch wenn Bouhadi offiziell erst im Sommer übernimmt. Bis dahin soll Sebastian Stempel die Mannschaft noch bestmöglich durch die verbleibenden Spiele führen. Danach beginnt mit Bouhadi eine neue Ära. Eine, auf die sich nicht nur der Verein, sondern auch die Spieler freuen dürfen.

Foto: VfL Grafenwald

Mattes

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