
OB Bernd Tischler singt gemeinsam mit dem Ruhrkohlechor das Steigerlied
Nach 16 Jahren im Amt des Oberbürgermeisters und insgesamt 36 Jahren bei der Stadt Bottrop ist Bernd Tischler am vergangenen Freitag (29. August) in einem Festakt verabschiedet worden. Bei der Kommunalwahl Mitte September wird der 66-Jährige nicht mehr antreten.
Ende Oktober scheidet er offiziell aus dem Dienst aus. Bereits jetzt nutzten rund 300 Gäste im Lichthof der Berufsschule den feierlichen Rahmen, um die Verdienste des scheidenden Oberbürgermeisters zu würdigen und sich für seinen Einsatz für Bottrop zu bedanken.
Unter den Gästen waren neben NRW-Schulministerin Dorothee Feller und Regierungspräsident Andreas Bothe, zahlreiche Amtskolleginnen und -kollegen aus den Nachbarstädten. Darunter Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz, Karin Welge, Oberbürgermeisterin aus Gelsenkirchen, Gladbecks Bürgermeisterin Bettina Weist, Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff, der Landrat des Kreises Recklinghausen Bodo Klimpel sowie weitere Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus ganz NRW.
Auch der Bundestagsabgeordnete Nicklas Kappe und der Landtagsabgeordnete Thomas Göddertz, Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen, Judith Neuwald-Tasbach, ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, Vertreter:innen aus der gesamten Stadtgesellschaft, aus Politik, Vereinen, Verbänden, Unternehmen, Kirchen, der Wissenschaft wie der Hochschule Ruhr West sowie der Verwaltung waren unter den Gästen. Den passenden musikalischen Rahmen bildeten der Ruhrkohle Chor und Schülerinnen und Schüler der Musikschule der Stadt Bottrop und zwar mit deutlichen Anklängen an Bottrops Bergbautradition.
Mit „Glück auf! Ihr Bergleut, Jung und Alt“, machte der Ruhrkohle Chor den Auftakt, bevor Bürgermeister Klaus Strehl in seiner Begrüßungsansprache die Amtsjahre Tischlers Revue passieren ließ und sich dafür bedankte, was er in 16 Jahren als OB alles geleistet und erreicht hat. Er erinnerte auch an den Einstieg von Bernd Tischler in die Stadtverwaltung.
Bereits 1989 hatte der studierte Raumplaner in Bottrop als Abteilungsleiter für Umweltplanung begonnen, es folgten weitere Stationen im Stadtplanungsamt, dessen Leiter er 1995 wurde. 2004 wurde Bernd Tischler zum Technischen Beigeordneten ernannt, 2009 schließlich zum ersten Mal zum Oberbürgermeister gewählt. Strehl betonte, dass das von Tischler maßgeblich vorangetriebene Projekt InnovationCity Bottrop auch gleichzeitig die verschiedenen Bereiche seiner Laufbahn zusammen und auf den Punkt bringe.

„Du hast eine Vorreiterrolle eingenommen. Die Verdienste, die Du Dir so erworben hast, sind bleibende Errungenschaften und wenn wir heute gemeinsam einen Blick zurückwerfen, kannst Du mit Fug und Recht sagen, dass Du unsere Stadt Bottrop in eine neue Ära geführt hast.“
In seiner Rede unterstrich Bürgermeister Strehl auch die zugewandte Art Bernd Tischlers. „Du hast als Oberbürgermeister immer ein offenes Ohr für die Menschen in unserer Stadt gehabt und hast es noch. Das hat Dir nicht nur den Ruf eines Kümmerers eingebracht, sondern neben Deinen politischen Erfolgen, sicher auch dazu beigetragen, dass Du als jemand gesehen wirst, der zuhört, anpackt und versucht, die Dinge im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu regeln.“
In der anschließenden Festrede lobte auch NRW-Schulministerin Dorothee Feller die „unermüdliche Zukunftsgewandtheit“ Tischlers. Die ehemalige Regierungspräsidentin betonte, dass sie auch in ihrer Zeit in Münster die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm sehr geschätzt habe. Sie wollte, so Feller, sein Erfolgsrezept ergründen. „Dreimal wurdest von den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt gewählt, erlangtest jeweils bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit.“

Sie habe seine Amtskolleginnen und -kollegen sowie Weggefährtinnen und Weggefährten gefragt. So stehe bei ihm das Verbindende im Vordergrund: „Er ist das, was Bergleute als Kumpel bezeichnen – verlässlich und vertrauenswürdig. – Er legt großen Wert auf gute Beziehungen zu den Nachbarstädten, ganz gleich, welches Parteibuch die Kolleginnen und Kollegen jeweils haben. – Er ist fest davon überzeugt, dass das Ruhrgebiet nur eine gemeinsame Zukunft hat,“ das seien einige der Antworten, die sie bekommen habe. Eines habe seine Amtszeit besonders geprägt:
„Du bist ein hervorragender und geduldiger Zuhörer und Deine ausgleichende Persönlichkeit durfte ich auch viele Jahre als Regierungsvizepräsidentin und Regierungspräsidentin kennenlernen.“ Ministerin Feller unterstrich außerdem, dass Tischlers uneingeschränkte Zukunftsorientierung „zugleich die Leistungen vorheriger Generationen nicht schmälert. Symbolhaft steht dafür eine kleine Geste von Dir mit großer Wirkung: Es gibt kein Gespräch, kein Telefonat, welches Du nicht mit den Worten „Glück auf“ beendest. Somit unterstreichst Du immer wieder, Bottrop kann als ehemalige Bergbaustadt Stolz auf seine Geschichte sein.“
Sie wünschte Tischler abschließend, dass er „mit Stolz und Freude in die Vergangenheit und mit Gelassenheit und Frohsinn in die Zukunft blicken kann.“ Er werde in den vielen Gremien, Sitzungen und Arbeitsgemeinschaften nicht nur als Oberbürgermeister fehlen, sondern „vor allem als Mensch“.
Anschließend blickte auch Bernd Tischler noch einmal auf seine 16 Oberbürgermeisterjahre zurück. „Eine sehr anstrengende, aber auch sehr schöne Zeit. Zu Beginn habe ich mir immer gesagt: Oberbürgermeister ist nichts für Feiglinge, Oberbürgermeister ist auch nichts für Pessimisten, sondern Oberbürgermeister ist nur etwas für Zukunftsmacher.“
Die letzte deutsche Steinkohlebergbaustadt umgewandelt zu haben in eine Modellstadt der Energieeffizienz und des Klimaschutzes sei eine wunderbare Erfolgsgeschichte. „Diese Transformation ist vorbildlich und sowohl national als auch international beachtet. Darauf bin ich wirklich stolz. Und wir gehen den Weg weiter. Mit der Kreislaufwirtschaft haben wir das nächste Megathema in Bearbeitung und auch hier sind wir landesweit wieder in einer Vorreiterrolle.“
Trotz Bergbauende sei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Bottrop seit 2009 um 8000 gestiegen. Und noch eine Zahl mache ihn stolz: „Der Frauenanteil von Frauen in Führungspositionen bei der Stadt ist gestiegen. Er lag 2009 bei 18,5 Prozent und jetzt bei 45 Prozent.“ Der scheidende OB bedankte sich außerdem über den großen Rückhalt der Bottroperinnen und Bottroper. „Ich habe es als großes Privileg empfunden, dass ich Bottrop in der Welt vertreten durfte.“ Mit dem traditionellen „Glück auf“ und aus tiefer Überzeugung gesprochenen „Es war mir eine Ehre“, beendete Bernd Tischler seine Rede.
Besonders bewegend war dann der musikalische Schlusspunkt. „Arbeit macht das Leben süß“, gesungen von Kindern und Jugendlichen der Bottroper Musikschule, mit der Liedzeile „Wir sind die Zwerge von der dritten Sohle“ gefolgt vom Ruhrkohlechor. Dieser lud Bernd Tischler ein, das Steigerlied in seiner Mitte mitzusingen. Mit stehenden Ovationen zum Abschluss für 16 Jahre Amtszeit und dem vom Ruhrkohlechor intonierten „You never walk alone“ ging die Feierstunde zu Ende.
(c) Text/Fotos: Stadt Bottrop