
Am vergangenen Samstagabend (10. Mai) fand der mittlerweile fünfte Bottroper Fußballtalk statt. Ein Format, das sich in der hiesigen Fußballszene längst etabliert hat. Auch diesmal war die Veranstaltung gut besucht, bot reichlich Diskussionsstoff und sorgte für offene Einblicke in das Seelenleben der Fußballverantwortlichen aus der Region. Mit dabei waren vier Gäste, die in ihren Vereinen aktuell eine zentrale Rolle spielen: Philipp Drießen, sportlicher Leiter des VfB Bottrop, Cem Sakiz, Spieler bei Rhenania Bottrop, Marco Hoffmann, noch Trainer von Fortuna Bottrop, sowie Emre Kilic, Torjäger von BW Fuhlenbrock. Die Themen des Abends reichten von sportlichem Erfolg über Aufstiegsambitionen bis hin zum harten Abstiegskampf. In einer 90-minütigen Diskussionsrunde standen die Gäste Rede und Antwort. Mit Offenheit, Selbstkritik und einer ordentlichen Portion Fußballleidenschaft.
Philipp Drießen: Solide Saison mit Perspektive
Philipp Drießen zog ein insgesamt positives Fazit zur Saison des VfB Bottrop. Die Mannschaft, die erst kürzlich in die Landesliga aufgestiegen war, konnte sich souverän im Mittelfeld etablieren und hatte mit dem Abstieg zu keinem Zeitpunkt ernsthaft etwas zu tun. „Wir spielten eine solide Saison und hatten mit dem Abstieg nie was zu tun gehabt“, sagte Drießen. Dabei erinnerte er an den schwierigen Start: „Wenn man sich zurückerinnert, wo wir ein Sichtungstraining gemacht haben, um überhaupt Spieler zu bekommen, ist das schon eine gute Leistung.“ Drießen zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung seiner Mannschaft und betonte, dass man auf diesem Fundament in der kommenden Saison aufbauen wolle. Der sportliche Leiter verwies dabei auf eine klare Strategie. Talente fördern, Teamgeist stärken, und langfristig in höhere Regionen der Liga aufsteigen. Es klang nach einer Mischung aus Realismus und gesundem Ehrgeiz, genau die richtige Mischung für einen Verein, der sich dauerhaft in der Liga etablieren möchte.
Cem Sakiz: Aufstieg greifbar, aber kein Selbstläufer
Auch Cem Sakiz durfte sich über eine bislang sehr erfolgreiche Spielzeit freuen. Mit seiner Mannschaft steht er kurz vor dem Aufstieg in die Landesliga. Doch trotz der aktuell vielversprechenden Tabellenlage mahnte der 28-Jährige zur Vorsicht. „Haldern und Friedrichsfeld werden für uns keine Auswärtsspiele, die zum Selbstläufer werden“, so Sakiz. Diese Worte zeigen, dass er seine Mannschaft nicht in falscher Sicherheit wiegen will. Die Konzentration soll bis zum letzten Spiel hochgehalten werden. Sakiz weiß, dass gerade die Endphase einer Saison viele Überraschungen bereithält und dass die entscheidenden Punkte oft in den vermeintlich leichten Spielen vergeben werden. Dennoch merkt man ihm an, wie stolz er auf die Entwicklung seines Teams ist. Der Aufstieg wäre nicht nur eine sportliche Bestätigung, sondern auch ein Lohn für die harte Arbeit der letzten Monate.
Marco Hoffmann: Fokus liegt auf dem Klassenerhalt
Weniger entspannt zeigte sich Marco Hoffmann, der Trainer von Fortuna Bottrop. Sein Team steckt tief im Abstiegskampf. „Wir benötigen aus meiner Sicht noch sieben Punkte“, gab er zu Protokoll. Eine Einschätzung, die zeigt, wie ernst die Lage ist. Dass er den Fokus dennoch nicht verliert, wurde im Gespräch deutlich: „Ich beschäftige mich erst nach der Saison mit dem VfB Bottrop. Ich habe hier noch ein Ziel, das wir erreichen wollen.“
Nach dem Talk wurde aus Worten leider kein Erfolg. Fortuna verlor das wichtige Spiel in Praest mit 0:2. Dennoch zeigte Hoffmann Größe und stellte sich den kritischen Fragen der Zuschauer. Er wirkte entschlossen, die letzten Spiele mit vollem Einsatz anzugehen. Sein Ziel, den Klassenerhalt sichern, bevor er sich mit seiner Zukunft beim VfB auseinandersetzt.
Emre Kilic: Torjäger mit klarer Meinung
Für einen gewissen Unterhaltungswert sorgte Emre Kilic, der Torjäger von BW Fuhlenbrock. Mit seiner offenen Art sprach er aus, was er denkt: „Die Liga ist zu schwach. Ich habe bislang zweimal trainiert und nicht immer jedes Spiel gemacht, bin aber dennoch mit Abstand der beste Torschütze.“ Mit dieser Aussage sorgte der 30-Jährige für einige Lacher, aber auch zustimmendes Nicken im Publikum. Seine Bilanz ist in der Tat beeindruckend, und seine Kritik an der Leistungsdichte in der Liga wirkt nicht unbegründet. Für das enttäuschende Abschneiden seiner Mannschaft nach einer ordentlichen Hinrunde machte er die mangelnde Qualität in der Kaderbreite verantwortlich. Doch Kilic wird sich mit diesen Problemen nicht länger beschäftigen müssen. Er kündigte an, den Verein im Sommer zu verlassen: „Es passt nicht mehr. Dementsprechend werde ich im Sommer Fuhlenbrock verlassen.“ Als möglicher neuer Verein fiel immer wieder der Name SV Fortuna Bottrop. „Ich habe mit denen gesprochen, aber noch nicht zugesagt“, ließ Kilic offen, wohin ihn sein Weg führen wird.
Offene Fragerunde und ein gelungener Abend
Nach den ersten 45 Minuten bekamen die Zuschauer Gelegenheit, ihre eigenen Fragen zu stellen. Die meisten richteten sich an Cem Sakiz und Marco Hoffmann. Die Antworten waren ehrlich, direkt und manchmal auch emotional. Ein Zeichen dafür, dass der Bottroper Fußballtalk mehr ist als nur eine nette Gesprächsrunde. Hier wird Klartext gesprochen. Am Ende der Veranstaltung gingen alle Beteiligten mit einem guten Gefühl nach Hause. Die Mischung aus sportlichem Ernst, lockerem Humor und ehrlichen Einblicken in die Vereinsarbeit kam erneut gut an. Der Talk zeigte einmal mehr, wie lebendig die Bottroper Fußballszene ist. Wann der nächste Fußballtalk stattfindet, steht noch nicht fest. Die Organisatoren kündigten jedoch an, die neuen Termine in den kommenden Wochen bekanntzugeben. Nach dem Erfolg der bisherigen Ausgaben dürfte klar sein. Eine Fortsetzung ist nur eine Frage der Zeit.