
Bereits zum zweiten Mal organisierte das Team “Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage” eine Gedenkstättenfahrt für interessierte Schülerinnen und Schüler aller Bildungsgänge des Berufskollegs. Diesmal führte die intensive Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte ins ehemalige Konzentrationslager Buchenwald.
„Ein wirklich sehr emotional aufwühlendes, fast schon beklemmendes Erlebnis“, beschreibt Pädagoge Klaus Lohmann die Bildungsreise, bedingt vor allem durch den Umstand, dass die BKB-Delegation auf dem Gelände des einstigen KZs untergebracht war. „Unsere Unterkunft lag auf dem Gelände der Bildungsstätte in den Gebäuden, die damals SS-Ausbildungskaserne war, das dunkelste Kapitel deutsche Geschichte war quasi ständig präsent“, so Lohmann.
Die engagierten Schülerinnen und Schüler hatten sich mit Motivationsschreiben beworben, 16 wurden schließlich ausgewählt und neben Klaus Lohmann von den Lehrerinnen Nina Knippert und Lisa Leuker begleitet. Marius Preisinger als Vertreter des ebenso involvierten Vereins „aktuelles forum NRW“ komplettierte das Team, das ein lehrreiches Programm inklusive Extraschichten nach dem Unterricht zur Vorbereitung ausgearbeitet hatte.
Vor Ort erkundeten die Teilnehmenden zunächst individuell das weitläufige Gelände, bevor ein Teamer der Gedenkstätte eine strukturierte Einführung gab. Besondere Eindrücke hinterließen der Besuch des Krematoriums und die Analyse der Inschrift „Jedem das Seine“ am Eingangstor zum Konzentrationslager. „Die zynische Bedeutung im geschichtlichen Kontext aus heutiger Betrachtung blieb unseren Schülern nicht verborgen und wurde heiß diskutiert“, berichtet Lisa Leuker.
Als „außergewöhnlich“ wurde auch ein Figurentheater empfunden, das sich mit der Frage der Erinnerungskultur und dem Umgang innerhalb von Familien mit NS-Vergangenheiten beschäftigte. Yaren Kulak, Schülerin des Gesundheitsgymnasiums: „Die verschiedenen Herangehensweisen haben uns gezeigt, dass Erinnerung viele Formen haben kann und jede Generation ihre eigenen Zugänge braucht.“
Ergänzt wurde die Fahrt durch einen Besuch der nahegelegen Stadt Weimar. Dort besichtigte die Gruppe das Museum „Zwangsarbeit im Nationalsozialismus“, bevor ein Rundgang durch die Stadt auch Bezüge zur Weimarer Republik und ihrem Scheitern herstellte. Klaus Lohmann: „Besonders eindrücklich war dabei die Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Menschen in Weimar während der NS-Zeit mit dem nur wenige Kilometer entfernten KZ umgingen. Viele behaupteten später, nichts gewusst zu haben – oder wollten bewusst nichts wissen, obwohl das Lager sogar von der Stadt aus zu sehen war und Menschen aus dem Lager in Weimar Zwangsarbeit leisten mussten.“
Die Tage in Buchenwald und Weimar beschreiben alle Beteiligten als intensiv und bewegend. Neben der historischen Auseinandersetzung wurde auch immer wieder der Transfer in die Gegenwart gesucht: Wie stabil ist unsere Demokratie heute? Welche Verantwortung tragen wir, damit Ausgrenzung und Gewalt nicht erneut salonfähig werden? „Eine zentrale Erkenntnis der Schülerinnen und Schüler war, dass die Verbrechen im KZ Buchenwald nicht von einzelnen Psychopathen begangen wurden, sondern von Menschen aus der Mitte der Gesellschaft. Viele handelten aus Karrierewünschen oder Opportunismus – und sie hatten stets eine Wahl“, fasst Lohmann die Gedanken der Teilnehmenden zusammen.
„Und gerade deshalb ist es unsere Aufgabe, wachsam zu sein – und für uns als Schule ist es Antrieb, solche Gedenkstättenfahrten und andere Angebote der Erinnerungsarbeit für unsere demokratische Gegenwart und Zukunft fortzusetzen“, so Lohmann repräsentativ für das Team „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.



