Drogen und Alkohol am Steuer im Fokus der Aktion.
Ein spezielles Angebot für Fahrschulen und junge Fahranfänger gibt es seit Oktober 2012. Auf Initiative des Jugendhilfe Bottrop e.V. arbeiten das Straßenverkehrsamt, der Fachbereich Jugend und Schule, die Polizei und der Bottroper Fahrlehrerverband zusammen. Sie wollen mit Hilfe des “Peer-Projektes an Fahrschulen” junge Führerschein-Interessierte und Fahranfänger auf Gefahren von Drogenkonsum bei Fahrten mit dem Auto oder Kraftrad aufmerksam machen. Am 15. Mai traf sich der Arbeitskreis, der auf zwei Jahre angelegt ist, um eine erste Bilanz zu ziehen.
Derzeit sind vier Fahrschulen mit insgesamt acht Standorten in Bottrop Kooperationspartner des Projekts. Seit August 2013 haben 19 Peer-Einsätze in den Fahrschulstandorten stattgefunden. Damit konnten 260 Fahrschüler erreicht werden. Das Durchschnittsalter liegt bei 18 Jahren. Am Ende des Einsatzes bekommen die Teilnehmer einen Fragebogen, mit dem Schulnoten von eins bis sechs vergeben werden können. Die durchschnittliche Benotung liegt derzeit bei 1,9. Die übergroße Mehrheit de Fahrschüler beurteilt das Projekt inhaltlich als sehr positiv.
Fahranfänger im Alter von 18 bis 24 Jahren haben in der Unfallstatistik eine traurige Hauptrolle. Sie verursachen überproportional häufig Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten. Gleichzeitig sind sie die mit Abstand am stärksten gefährdete Altersgruppe im Straßenverkehr.
Alkohol und Drogen haben eine große Bedeutung bei den Unfallursachen dieser Zielgruppe. Ebenso lässt sich bei ihr ein erhöhtes Unfallrisiko in den Nachtstunden an den Wochenenden nachweisen. Bei vielen dieser sogenannten Disco-Unfällen stehen die Fahrer unter der Wirkung von Alkohol und Drogen. Manche Jugendliche können den eigenen Alkohol- oder Drogenkonsum im Straßenverkehr nicht richtig einschätzen, andere halten dem Druck ihrer Clique nicht stand. Das „Peer Projekt an Fahrschulen” setzt vorbeugend bereits beim Erwerb des Führerscheins an.
„Gerade die stetig ansteigenden Fahrten unter Drogeneinfluss machen mir Sorgen”, begründet Markus Bialasik, zuständiger Abteilungsleiter beim Straßenverkehrsamt, seine aktive Unterstützung des Projektes. Da das Projekt in anderen Städten beispielsweise in Gelsenkirchen und Hamm schon länger durchgeführt wird und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung eine hohe Effizienz nachweisen, hat er die begründete Hoffnung, nun auch in Bottrop eine Verbesserung zu erreichen.
Mit dem Erhalt des Führerscheins ist für junge Menschen der Beginn eines neuen Lebensabschnittes verbunden. Der Führerschein ist ein wichtiger Schritt zum Erwachsensein und häufig eine Voraussetzung für die Ausübung eines Berufes. Neben den Unfallrisiken kann der Verlust der Fahrerlaubnis auch das Ende einer gerade begonnen beruflichen Entfaltung bedeuten. Deshalb muss zwischen „Drogenkonsum aller Art” und Fahren zuverlässig getrennt werden. Der Konsum von psychoaktiven Substanzen, insbesondere von Alkohol, Cannabis und Amphetaminen, birgt bei der aktiven motorisierten Teilnahme am Straßenverkehr ein besonderes Gefahrenpotential.
Prävention und Verkehrssicherheitsarbeit verfolgen in diesem Zusammenhang die gleiche Zielsetzung. Hierbei erfährt die Altersgruppe der 16 bis 24-Jährigen eine besondere Aufmerksamkeit. Vor Erhalt des Führerscheins sollte eine gründliche Reflexion des eigenen Drogenkonsums aller Art erfolgen, so dass alle Fahranfänger gut auf die Situationen, in denen zwischen Konsum und Fahren getrennt werden muss, vorbereitet sind.
Junge Menschen, die selber auch zur Gruppe der „jungen Fahrer” gehören, werden zu den Peers in diesem Projekt. In Schulungen sind sie gründlich auf die Einsätze in den Fahrschulen vorbereitet worden, haben die Materialien selbst erarbeitet und gestaltet um ein Gespräch über den “Fahr-Trink-Konflikt” anzuleiten.
Die Einsätze in den Fahrschulen umfassen 60 bis 90 Minuten, die von jeweils zwei Peers moderiert werden. Inhalte sind dabei neben der Wissensvermittlung (Unfallzahlen, gesetzliche Bestimmungen, Promillegrenzen, Stoffkunde) und dem Erfahrungsaustausch das Herausarbeiten von Konfliktsituationen und die Vorbereitung auf die „neue Rolle” als Führerscheinbesitzer. Konkret werden Strategien und Möglichkeiten entwickelt Rauschfahrten zu vermeiden. Zum Ende der „Peer-Einheit” werden die Fahrschüler schriftlich befragt, so dass das Projekt auch ausgewertet werden kann. Jeder erhält eine Parkscheibe, auf der die besten Ideen für eine sichere Heimfahrt festgehalten sind.
Vorteil dieses Ansatzes ist zum einen der Peer-Gedanke: Jugendliche Botschaften der Gesundheitsförderung und Lebensgestaltung können eher und nachhaltiger angenommen werden, wenn sie von Gleichaltrigen vermittelt werden. Zum anderen der Ort, die Fahrschule, den Jugendliche als freiwilligen Lernort mit deutlicher Zielorientierung gewählt haben. „Erst denken, dann lenken ist” nicht nur Titel des Peer-Projektes sondern auch Programm, berichtet Mario Papierok vom Jugendhilfe Bottrop e.V. und betont, wie sehr dieser Ansatz der Konzeption der sonstigen vorbeugenden Arbeit entspricht.