„Noch nicht am Ende unserer Reise“ – Über 170 Gäste in der Kulturkirche Heilig Kreuz zum 9. Barbaramahl Ruhr

Über 170 geladene Gäste hatten sich am Freitag, dem 30. November, in der Bottroper Kulturkirche Heilig Kreuz zum „9. Barbaramahl Ruhr“ versammelt, genossen ein schönes kulturelles Rahmenprogramm und spendeten für die Arbeit der Hospizgruppe in Bottrop. Höhepunkt der Veranstaltung, die vom Schirmherrn Oberbürgermeister Bernd Tischler eingeleitet wurde, war die Festrede des saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans. Er betonte die Notwendigkeit der Erhaltung bergmännischer Werte und Traditionen auch nach dem Ende des deutschen Steinkohlebergbaus. Werte und Traditionen, die insbesondere an der Heiligen Barbara festzumachen seien.

“Bottrop – Bergbau – Barbara, diese drei stehen mit ihrer langjährigen Geschichte gleichsam für die Tradition. Aber wie die Stadt selbst und der Bergbau steht der Name der Heiligen auch für Innovation in der Kirchenentwicklung. “Innovation kann sich nicht mit Technischem begnügen, sie sollte sich ebenso auf ein Umdenken im Leben erstrecken”, das war schon im Jahr 2011 für den Bottroper Katholikenrat die Motivation zur Ausrichtung des 2. Barbaramahles Ruhr gewesen. Dass nun am 21. Dezember in Bottrop auf der Schachtanlage Prosper Haniel die Ära des deutschen Steinkohlebergbaus zu Ende geht, war Grund genug, sich um die Ausrichtung des jetzt 9. Barbaramahles zu bewerben und den Zuschlag zu erhalten.

Katholikenratsvorsitzender Eberhard Lang erläuterte in seiner Begrüßungsansprache: „Es ist uns wichtig, durch das Barbaramahl das Bewusstsein für die unter Bergleuten hoch verehrte Heilige über das Ende des Bergbaus hinaus wach zu halten.“ Mit Blick auf seine Heimatstadt lobte Lang die guten Beziehungen zwischen Kommune und Kirchengemeinden ebenso wie die vielfältigen Aktivitäten im Rahmen der „InnovationCity“, die dazu beitragen würden, den mit dem Bergbauende unausweichlichen Strukturwandel in Bottrop voran zu treiben.

Schirmherr Bernd Tischler würdigte die Märtyrerin Barbara als „eine starke Frau, die für ihre Überzeugungen tapfer eingetreten ist“. Sie sei ein Symbol der Standhaftigkeit, des Muts und des festen Glaubens an die eigene Überzeugung und Identität. „All diese Eigenschaften haben wir in Bottrop ebenfalls stets benötigt“, konstatierte der Oberbürgermeister.
Die Stadt habe in den vergangenen Jahren den Prozess der Erneuerung erfolgreich begonnen, „doch wir sind noch lange nicht am Ende unserer Reise“. Es habe gegolten, mutig für neue Überzeugungen und Ideen einzustehen. „Dies ist“, so Tischler, „in Bottrop vor allem mit ‚InnovationCity‘ und dem Wandel hin zu einer energieeffizienten und modernen Klimastadt gelungen.“
Mit Blick auf die anstehenden großen Aufgaben forderte der OB: „Sehen wir die Heilige Barbara nicht mehr nur als Schutzpatronin der Bergleute, sondern als Zeichen der Hoffnung und des Muts generell.“

Ministerpräsident Hans würdigte in seiner Festrede zum einen die wirtschaftliche Bedeutung des Steinkohlebergbaus mit dessen Abschluss (“große Zäsur”) eine Ära mit nationalem Charakter zu Ende gehe. Die Steinkohle sei der “Treibstoff der frühen Industrialisierung”, das Maschinenzeitalter wäre ohne Kohle nicht möglich gewesen. Tobias Hans verwies mit Blick auf die Nachkriegszeit auf die Liedzeile von Herbert Grönemeyer: “Das Grubengold hat uns wieder hochgeholt.” Neben dieser Schaffung und Sicherung von entstehendem Wohlstand dürften allerdings auch nicht die vielen Opfer bei Grubenunglücken und in der täglichen Arbeit vergessen werden.
Für den Ministerpräsidenten ist zum anderen aber auch das kulturelle Erbe des Bergbaus wichtig; Werte und Tugenden wie Solidarität, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Zähigkeit, Verlässlichkeit und Toleranz hätten den Bergarbeitern in den Schächten ihr Leben gesichert. Bei der Arbeit sei es wichtig gewesen, sich auf den Mann neben einem absolut verlassen zu können, egal ob der aus Italien, Polen, der Türkei oder aus der Nachbarstadt kam. “Integration hat im Bergbau Tradition”, bekräftigte Hans und betonte: “Auf diese Tradition müssen wir uns gerade in den gegenwärtigen Zeiten besinnen!”
Die Bergleute hätten Kraft und Halt im Glauben gefunden, die genannten Werte seien entsprechenden christlichen Quellen entsprungen. In der Suche nach Schutz habe sich vieles an der Nothelferin Barbara festgemacht, So gebe es auch heute noch kein Bergwerk, keinen Tunnelbau ohne Barbara-Figur.
Der saarländische Ministerpräsident verwies mit Blick auf die Zeiten des Strukturwandels auf die Freundschaft zwischen dem Saarland und dem Ruhrgebiet und dankte für die Aufnahme der saarländischen Bergleute nach den Zechenschließungen bis Mitte 2012 in den hiesigen Revieren: “Gerade auch die offene Aufnahme in Ibbenbüren werden wir nicht vergessen!”, betonte Hans.

Für das kulturelle Rahmenprogramm der Veranstaltung sorgte der Orgelvirtuose Prof. Jürgen Kursawa, der auch einmal Organist an der Kirche Heilig Kreuz war. Er spielte an der „Stereo“-Orgel zwischen den Menü-Gängen klassische Stücke von Johann Sebastian Bach über Cesar Franck bis zu Charles-Marie Widor.

Das Kuratorium Barbaramahl verkündete am Ende des Abends, dass das 10. Barbaramahl Ruhr (wie das erste) wieder in Bochum stattfinden wird – diesmal im dortigen Bergbaumuseum.

Bild und Textquelle: Stadt Bottrop

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