Über ein Drittel der HIV-Neudiagnosen in Nordrhein-Westfalen erfolgen erst dann, wenn das Immunsystem der betroffenen Menschen bereits schwer geschädigt ist oder eine AIDS-Erkrankung vorliegt. Ein rechtzeitiger HIV-Test kann dies verhindern. Das städtische Gesundheitsamt weist anlässlich des “Welt-Aids-Tages” am 1. Dezember auf das Beratungs- und Testangebot zu HIV in Bottrop hin.
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat im August 2019 das Infektionsepidemiologische Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für das Jahr 2018 veröffentlicht, das auch generelle Aussagen zu der Entwicklung der HIV-Neudiagnosen im vergangenen Jahr enthält. Im Jahr 2018 wurden dem RKI bundesweit 2.818 HIV-Infektionen gemeldet. Die Situation lag damit bei 3,4 Neudiagnosen pro 100.000 Einwohner(innen). Die Zahl der gemeldeten HIV-Neudiagnosen sank damit das dritte Jahr in Folge. Gegenüber dem Vorjahr (3.144) sank die Anzahl 2018 um 326 (zehn Prozent).
“Wir möchten daher weiterhin alle, die Fragen zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen haben, ermuntern, eine kostenlose, anonyme und vertrauliche Beratung in Anspruch zu nehmen”, erläutert Sabine Eicker, die im Bottroper Gesundheitsamt Beratungen und Testungen zu HIV und sexuell übertragbaren Erkrankungen durchführt. Im Jahr 2019 nahmen bisher hier vor Ort 86 Personen dieses Beratungsangebot in Anspruch. Bei 59 Bürgern wurde ein HIV-Test (zum Teil gekoppelt mit einem Test auf Syphilis) durchgeführt.
Eine frühzeitige Behandlung schützt nach Mitteilung der städtischen Mitarbeiterin das Immunsystem und senkt das Risiko, AIDS oder andere schwere Krankheiten zu entwickeln, deutlich. Menschen mit HIV haben heute eine nahezu normale Lebenserwartung. Hinzu komme, dass eine wirksame Therapie die Anzahl der Viren soweit reduzieren kann, dass HIV auch beim Sex ohne Kondom nicht übertragen wird. Das hätten die Expertinnen und Experten der Landeskommission AIDS NRW in diesem Jahr bekräftigt.
Dies bedeute auch, dass unter antiretroviraler Therapie Menschen mit HIV Kinder zeugen und HIV positive Frauen HIV-negative Kinder gebären können, ohne auf Inseminationsmethoden beziehungsweise Kaiserschnitt zurückgreifen zu müssen. Sabine Eicker dazu: “Wir hoffen, dass diese Botschaft zum Abbau der Diskriminierung von Menschen mit HIV beiträgt, damit mehr Menschen den Weg zu Beratung, Test und Behandlung finden.“
Das Gesundheitsamt berät anonym, kostenlos und vertraulich zu allen Fragen rund um HIV und sexuell übertragbarer Erkrankungen. Das Testangebot umfasst einen HIV-Schnelltest, einen HIV-Labortest sowie einen Syphilis-Labortest. Beratungen und Testung sind donnerstags von 7 bis 16 Uhr sowie nach individueller Absprache möglich. Eine telefonische Voranmeldung erspart unnötige Wartezeiten und ist täglich zu den allgemeinen Öffnungszeiten des Gesundheitsamtes unter den Telefonnummern 70-3525 oder 70-3535 möglich.