“Bottroper Stadtgeschichte(n)” geht weiter

Mit einer neuen Vortragsveranstaltung wird am 20. November um 18 Uhr die Reihe des Stadtarchivs „Bottroper Stadtgeschichte(n)“ fortgesetzt. Die Bottroper Historikerin Dr. Daniela Mysliwietz-Fleiß wird ihren Vortrag mit dem Titel „‘Stadt der Arbeit und Erholung‘?: Image und Identität Bottrops im Strukturwandel, 1960-1970“ präsentieren. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung im Filmforum des Kulturzentrums August Everding ist kostenlos.

„Bottrop – Stadt der Arbeit und Erholung“, so lautete der Titel einer Broschüre, die, herausgege-ben von der Stadt Bottrop, Ende der 1950er Jahre helfen sollte, das Image der Stadt positiv zu
beeinflussen. Doch wie der Titel bereits zeigt, war es kein klares Bild, das die Stadt in der Em-scherzone des Ruhrgebiets von sich zeichnen konnte.

Dieses Schicksal teilten letztlich alle Ruhrgebietsstädte in den späten 1950er bis in die frühen 1970er Jahre. Mitten im Strukturwandel wollten sie dem industriellen und urbanen Niedergang
entgegenwirken, indem sie über ein positives Außenbild versuchten, sowohl neue Bewohnerin-nen und Bewohner, als auch neue Industrien anzuziehen. Die Botschaft, die die Ruhrgebiets-städte vermittelten, lautete, dass es sich im Ruhrgebiet trotz der Industrie ebenso gut leben ließe, wie
anderswo. Garanten dafür sollten urbane Grünflächen, städtische Einrichtungen wie Hallenbä-der
oder Kindergärten, Kultureinrichtungen wie Museen und eine Infrastruktur für modernen Kon-sum sein.

Nichtsdestoweniger ließ sich die Industrie in einer Region, die immer noch als Synonym für Koh-le und Stahl stand, nicht verleugnen. Mal stolz, mal verschämt, berichteten die Image-Broschüren aus Städten wie Bottrop, Essen oder Duisburg daher auch über die großen Stahl-produzenten, die geförderten Tonnen Kohle oder den geschäftigen Binnenhafen als Umschlag-platz dieser Güter. Mal bunt, mal grau, immer ein wenig angestrengt, so erscheinen die Broschü-ren aus dieser Zeit daher. Damit spiegeln sie auch das Selbstbild, die Identität der Region im Strukturwandel.

Zur Person:
Die Bottroperin Dr. Daniela Mysliwietz-Fleiß ist wissenschaftliche Mitarbeitern am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Siegen. Sie studierte Neuere und Neueste
Geschichte, deutsche Literaturwissenschaft und BWL an der Universität Duisburg-Essen. In Ih-rer Magisterarbeit erforschte sie die Image- und Identitätsbildung im Ruhrgebiet zur Zeit der Koh-le- und Stahlkrise anhand von Image-Broschüren, unter anderem auch in den Beständen des Bottroper Stadtarchivs. Nach Ihrer Promotion über Industrietourismus Ende des 19. Jahrhunderts an der Universität Siegen widmet sie sich momentan vorwiegend einem Forschungsprojekt zum Lebensraum Stadt in den 1970er Jahren, womit sie an die früheren Forschungen anknüpft.

© Text: Stadt Bottrop

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