
Bis zum 22. Februar können Bücherei-Besucher Roboter trainieren
Die Lebendige Bibliothek beteiligt sich an einer Feldstudie der Hochschule Ruhr West (HRW). Roboter sollen darauf trainiert werden, Besucher bei der Auswahl passender Bücher zu helfen. Pepper, Nao und Temi heißen die Roboter, die das Wissenschaftsteam der HRW in der Bücherei mit zusätzlichen Kameras und WLAN ausgestattet hat.
Oberbürgermeister Bernd Tischler hat das Wissenschaftsteam beim Aufbau des Forschungsprojekts begleitet. „Ich bin ein großer Unterstützer der HRW“, sagte Tischler. Während des Rundgangs hatte er Gelegenheit als Proband an dem Forschungsprojekt teilzunehmen. Mit einem QR-Code weckt er zunächst das Interesse von Temi. Ein Sprachmodul erkennt den Namen und fragt, welches Buch gesucht werde. Bernd Tischler interessiert sich für das Themenfeld klassischer Musik und erhält prompt Auskunft. An der nächsten Station lockt sich ein weiterer Roboter „Pepper“ in das Netzwerk ein und gibt ebenfalls passenden Buchempfehlungen. Auch wenn die Unterhaltung teilweise sehr holperig ist, ist Tischler an technischen Entwicklung sehr interessiert. „Beeindruckend fand ich, dass der Roboter mich direkt angesprochen hat“, sagte er und hat die Idee, dass solche Roboter irgendwann Bürger im Rathaus den Weg zu bestimmten Dienststellen und Mitarbeitern weisen könnten.
Im September vergangenen Jahres hatte die HRW erste Forschungsreihe in der Bibliothek unternommen. Die freiwilligen Teilnehmer wurden bei der Interaktion mit den Robotern gefilmt. „Wir hatten rund 200 Videoaufnahmen ausgewertet“, erklärte Sabrina Eimler, Professorin am Institut für Informatik. Die Erkenntnisse aus der ersten Runde wurden die Fähigkeiten der Roboter eingearbeitet und sollen jetzt verfeinert werden. Ziel sei es, dass die Nutzer den Eindruck bekommen, angesprochen zu sein.
Alexander Arntz, HRW Projektmanager, erläuterte, dass es an der Schnittstelle von Mensch und Roboter noch viel zu entdecken gäbe. „Für Entwickler ist es ein blinder Fleck, wie Menschen auf die Roboter reagieren.“ Erst durch das schrittweise Sammeln und Analysieren von Daten lasse sich das Verhalten der Roboter verbessern.
Professorin Carolin Straßmann vom Lehrgebiet digitale Infrastruktur verweist auf die hohe Komplexität der menschlichen Interaktion. Damit verbunden ist auch Umfeld, in dem die Roboter sich mit Menschen unterhalten. „In die Bibliothek kommen die Besucher freiwillig, um sich bei den Robotern zu informieren. Anderes ist es, wenn die Bürger verpflichtet sind, beispielsweise Meldedaten an einen Roboter weiterzugeben“, sagte sie. Dennoch sieht sie langfristig Einsatzmöglichkeiten bei Behörden. Für den Weg dorthin habe das Bundesforschungsministerium Fördergelder für weitere zwei Jahre in Aussicht gestellt.
Oberbürgermeister Tischler begrüßt es, dass an der HRW so viel Innovation entsteht und wünscht der Studie zahlreiche Teilnehmer. „Die Lebendige Bibliothek ist das optimale Umfeld. Hier treffen sich viele junge Leute.“ Rieke Paetsch-Saleh von der Bibliothek bestätigt den Eindruck. „Wir haben den Anspruch bei uns, frühzeitig moderne Technik einzusetzen.“
Zu erleben sind die Roboter von Montag bis Samstag, 17. bis 22. Februar, in der Lebendigen Bibliothek. Neben den Videoaufnahmen setzen die Wissenschaftler auch darauf, dass die Besucher ihren Eindruck zusätzlich auf einem Fragebogen beantworten.
(c) Text: Stadt Bottrop, Foto: Stadt Bottrop