
Im vollen Ratssaal, in dem neben den Mitgliedern des Schulausschusses, auch rund 40 Schüler:innen und viele Eltern und Lehrer:innen anwesend waren, ging es in der Sitzung am 2. April um die Schulentwicklungsplanung in Bottrop.
Dabei wurde über verschiedene Optionen für die Janusz-Korczak-Gesamtschule, die seit vielen Jahren niedrige Anmeldezahlen hat, informiert. Bereits seit 2011 weist auch die Bezirksregierung, die bei der Sitzung unter anderem durch den Schulabteilungsleiter Matthias Schmied vertreten war, regelmäßig darauf hin. Im Blickpunkt stand der Vorschlag, die Gesamtschule an der Horster Straße in eine Sekundarschule umzuwandeln. Bereits vorher hatte es eine gemeinsame Erklärung von SPD, CDU, Grünen, ÖDP und FDP gegeben, dass „die Umwandlung der Janusz-Korczak-Gesamtschule in eine Sekundarschule eine Chance sei, den Schulstandort zu stabilisieren.“
Ausschussvorsitzender Rainer Hürter, die Vertreter:innen der Verwaltung sowie der Politik begrüßten ausdrücklich, dass so viele Schülerinnen und Schüler in den Ratssaal gekommen waren, um ihr Anliegen deutlich zu machen.
Schulleiter René Heuwieser gab stellvertretend für die Schülerinnen und Schüler, für die Eltern und die Lehrerschaft eine Stellungnahme ab. Er berichtete von einer großen Unsicherheit in der Schulgemeinde und vielen Fragen. Er verwies außerdem darauf, dass die Schule ab dem kommenden Schuljahr am Startchancen-Programm teilnehme. Außerdem lud er den Schulausschuss in die Janusz-Korczak-Gesamtschule ein.
„Ich möchte ganz deutlich sagen, dass ich die Fragen und die Verunsicherung der Schülerinnen und Schüler, ihrer Eltern und auch des Kollegiums der Janusz-Korczak-Gesamtschule völlig nachvollziehen kann,“ betonte Schul- und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich es persönlich bedauere, dass wir heute die Schule und ihre Zukunftsfähigkeit so in den Blick nehmen müssen. Mir ist wichtig, dass das kein Urteil über die dort geleistete Arbeit des Kollegiums ist. Diese Arbeit ist hervorragend. Genauso wenig ist es ein Urteil über die vielen engagierten, tollen Schülerinnen und Schüler dieser Schule, die ich kennengelernt habe, die sich zum Beispiel im Jugendparlament einbringen oder bei der Bildungskonferenz im vergangenen Jahr aktiv mitgemacht haben.“
Karen Alexius-Eifert betonte, dass sie die Sorgen und den geäußerten Unmut wahrnehme und auch sehr ernst nehme. Trotzdem müsse man sehen, dass trotz der guten Arbeit des Kollegiums, der engagierten Schülerschaft und Förderungen über das Programm „Talentschule“ sowie große kommunale Investitionen in die Schule, das alles über den Verlauf von 13 Schuljahren nicht dazu geführt habe, dass sich die Zahl der Anmeldungen in Klasse 5 auf das schulrechtlich notwendige Maß nachhaltig erhöht. Deshalb sei es nötig, sich offen mit den Optionen für die Zukunft des JKG zu befassen. „Der Handlungsbedarf ist da!“
Nadine Granow-Keysers, Leiterin des Fachbereichs Schule und Kindertagesbetreuung, umriss die Entwicklung. „Nicht erst jetzt, sondern bereits seit 13 Jahren reden wir über die Janusz-Korczak-Gesamtschule. Schon in der Schulentwicklungsplanung im Jahr 2011 sei die Unterschreitung der Mindestgröße ein Thema gewesen. Der Empfehlung die Zügigkeit, also die Anzahl der Klassen pro Jahrgang, von sechs auf vier zu verringern, ist der Rat der Stadt zum Schuljahr 2014/15 gefolgt.
Die Anmeldezahlen seien auch danach noch unter 100 geblieben, dies sei aber für eine stabile Vierzügigkeit notwendig. In den Folgejahren habe es mehrere Schreiben der Bezirksregierung zur Unterschreitung gegeben, zwischendurch sei es gelungen einen Aufschub zu bekommen. „Als die Endfassung des Schulentwicklungsplanes (Ratsbeschluss 10.12.2024) der Bezirksregierung Münster im Dezember vorgelegt wurde, war die Janusz-Korczak-Gesamtschule wieder Thema.
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler bleiben hinter den gewünschten Zahlen für eine stabile Vierzügigkeit zurück,“ erläuterte Nadine Granow-Keysers. Das sei auch für das kommende Schuljahr 2025/26 so. 45 Kinder seien direkt angemeldet worden. Das entspricht einer schwachen Zweizügigkeit. Nach der Umverteilung von anderen Schulen lag die Zahl bei 63, hinzu kommen noch Schülerinnen und Schüler, die eine Erstförderung bekommen. Dabei handelt es sich zum Großteil um geflüchtete Kinder. Dadurch ist die Zahl der Schüler:innen auf 88 angestiegen und es werden vier Klassen gebildet.
Anschließend stellte die Bezirksregierung Münster die Optionen für die JKG vor. Schulabteilungsleiter Matthias Schmied bestätigte die Chronologie. Es sei deutlich, dass es die Problemlage schon lange gebe. „Schon im Jahr 2005 wurden wir als Bezirksregierung vom Landesrechnungshof aufgefordert zur Minderfrequenz an der Schule zu berichten.“ Schulrechtlich gebe es nun verschiedene Möglichkeiten. Es könnten Schuleinzugsbereiche gebildet werden. Der Schulträger kann durch eine Satzung räumliche Gebiete abgrenzen und Schüler:innen an Schulen ablehnen, wenn sie nicht im Gebiet wohnen. Dies soll eine gleichmäßige Auslastung bringen.
Eine weitere Möglichkeit sei die Begrenzung der Zügigkeit der Willy-Brandt-Gesamtschule auf vier oder fünf. Im Moment ist sie sechszügig. Die Janusz-Korczak-Gesamtschule als Teilstandort der Willy-Brandt-Gesamtschule zu führen, ist laut Bezirksregierung grundsätzlich ebenfalls eine Option. In der Bottroper Schulpolitik gibt es aber Konsens darüber, dass man keine Schulsysteme empfiehlt, die mehr als sechs Züge haben.
Eine weitere schulrechtliche Möglichkeit ist die Umwandlung der Janusz-Korczak-Gesamtschule in eine Sekundarschule. Matthias Schmied bestätigte, dass dies NRW-weit zum ersten Mal passieren würde. „Dafür gibt es keine Blaupause, wir stehen beratend zur Seite. Ich empfehle auch eine Arbeitsgruppe einzurichten, die diesen Prozess begleitet. Wir sind aufgefordert dafür zu sorgen, dass jeder den angestrebten Schulabschluss machen kann.“ Dafür seien Kooperationsvereinbarungen mit anderen Schulen für die Sekundarstufe 2 notwendig. Der Vertreter der Bezirksregierung Münster erläuterte auch noch einmal, dass es schulrechtlich nicht möglich sei, die Gesamtschule „auslaufen“ zu lassen. „Ab dem Zeitpunkt der Umwandlung, wird sie als Sekundarschule geführt.“
„Wir brauchen aber eine Vorlaufzeit. Einen genauen Zeitpunkt festzulegen ist nicht seriös,“, erläuterte Schul- und Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. In der nächsten Sitzung des Schulausschusses am 27. Juni wird das Thema wieder auf der Tagesordnung stehen. „Wir werden dann keine Zeitschiene und kein fertiges Konzept vorstellen können, aber wir brauchen dann eine Entscheidung, wie wir weitermachen wollen,“ so die Dezernentin.
(c) Text: Stadt Bottrop, Symbolbild: Wir lieben Bottrop