
Am Bottroper Rathaus hat gestern (8. Mai) wieder die „8. Mai-Initiative“ gemeinsam mit dem Stadtarchiv zum Gedenken an das Kriegsende eingeladen. Zahlreiche Bottroperinnen und Bottroper sowie Vetreter:innen aus Politik und Verwaltung sind dafür an der Gedenktafel zusammengekommen. Traditionell eröffnete Klaus Lange die Veranstaltung musikalisch und stimmte das Lied „Heute hier – morgen dort“ an.
In seiner Ansprache betonte Oberbürgermeister Bernd Tischler wie wichtig eine lebendige und starke Erinnerungskultur ist. “Wir kennen die historischen Fakten und wir wissen um die Schrecken der Vergangenheit,die uns Mahnung und Warnung sein müssen, immer wachsam zu bleiben, damit sie sich niemals wiederholen. Das ist die fortwährende Aufgabe, vor die wir alle, als freiheitlich-demokratische Bürgerinnen und Bürger, gestellt sind.” Peter Pawliczek, langjähriger Vorsitzender des Kirchhellener Heimatvereins, berichtete über Erinnerungen an das Kriegsende in Kirchhellen. Dabei beschrieb er, dass es tagelange Kämpfe gegeben habe, wie die Amerikaner mit Panzern durch den Wald in Kirchhellen ankamen. Es ging aber auch um die Bevölkerung, die in den Kellerräumen Schutz gesucht hat und um „stundenlanges Beten des Rosenkranzes“.
Phillipp Siebert, dessen Sammlung historischer Exponate auch bei der Ausstellung „Kindheit in der Nachkriegszeit“ im Kulturzentrum noch bis zum 10. Mai zu sehen sind, berichtete von seiner Motivation, die Erinnerung lebendig zu halten. „Ich bin 1985 geboren, genau in dem Jahr als die Gedenktafel hier am Rathaus angebracht wurde. Da war der Krieg weit weg. Im Erwachsenenalter kam dann die Erkenntnis, dass auch die Schlachtfelder nicht weit weg waren, sondern dass alles hier vor der Haustür stattgefunden hat. Die Geschichte spielte sich auch hier ab und ich will die Erinnerung wachhalten.“
Heike Biskup, Leiterin des Stadtarchivs verlas im Anschluss die Namen von Menschen, die in Bottrop Opfer der Naziherrschaft geworden sind. „Wir erinnern stellvertretend an sie für viele andere, die etwa aus politischen, gesundheitlichen oder religiösen Gründen von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden.“ Unter ihnen Hans Richert, der am 8. Mai auch Geburtstag hätte. Er war Schausteller und wurde 1939 aus politischen Gründen verhaftet. 1943 kam er im Konzentrationslager Neuengamme ums Leben. Nach einer gemeinsamen Schweigeminute erinnerte Heike Biskup an die Inschrift der Gedenktafel am Bottroper Rathaus. „Nie wieder Krieg – Nie wieder Faschismus. Dafür müssen wir uns alle einsetzen. Aus der Geschichte lernen und für den Frieden sorgen. Das ist unser Anliegen.“
Begleitet von Klaus Lange mit dem Lied „Die Moorsoldaten“ legten viele Menschen zum Gedenken an alle, die verfolgt und ermordet wurden, Blumen vor der Tafel mit der Inschrift nieder.
(c) Text/Foto: Stadt Bottrop