
Bereits zum zweiten Mal begleitet und unterstützt eine Delegation aus Lehrern und Lernenden des Berufskollegs Bottrop den Kooperationspartner „Aktion – Leben und Lernen in Bosnien und Herzegowina“ auf einem Hilfstransport quer durch Europa, durch den Balkan bis nach Sarajevo und Umgebung. Ihr Auftrag: Hilfsgüter und Spendenschecks an soziale und Bildungseinrichtungen in Bosnien und Herzegowina übergeben, die Hilfsfahrt tatkräftig unterstützen und medial dokumentieren, Kooperationspartner finden und Gespräche für Auslandspraktika oder ähnliche internationale Zusammenarbeit zu führen, Eintauchen in ein anderes Land, eine andere Kultur und ganz viel Kommunikation in der Fremdsprache. Hier das Roadtrip-Protokoll von Jan Lachnicht:
Bottrop, 1. Juni 2025, 13:00 Uhr: Der von der Caritas zur Verfügung gestellte und vom BKB-Förderverein vollgetankte VW-Bulli ist beladen und startklar. Der Transporter des Vereins ebenso. Das Lehrerduo Jan Lachnicht und Dennis Homann muss zwei kurzfristige, krankheitsbedingte Teilnehmerabsagen verkraften, bricht mit Schülerin Marijana Aleksic (1W24A) und Schüler Steven Busch (2K22A) auf nach Bosnien.
Grenze Kroatien/Bosnien: 12. Juni, 6:00 Uhr: Das Team erreicht die Grenze vor dem Transportfahrzeug, bereitet erste Filmaufnahmen an der Grenze vor. Keine gute Idee. Findet jedenfalls die Grenzpolizei und macht dies unmissverständlich deutlich. Weiterfahrt zunächst ohne den Transporter.
Bihac, 12. Juni, 12:15 Uhr: Ankunft an der Heilpädagogischen Tageseinrichtung „Radosti Druženja“. Warten auf den Transporter. Erste Filmaufnahmen und spontaner Spielenachmittag mit den Klienten. Steven Busch brilliert mit kommunikativem und koordinativem Talent in sportlichen Wettbewerben wie Kegeln, Darts, Dosenwerfen und Eierlauf.
Gleichzeitig Probleme an der Grenze. Die Zollabfertigung mit dem vollgepackten Hilfsfahrzeug des Vereins „Aktion – Leben und Lernen in Bosnien und Herzegowina“ verzögert sich. Sprachtalent Marijana Aleksic aus dem beruflichen Gymnasium muss zurück zur Grenze. Eine Mitarbeiterin der Einrichtung fährt sie. Marijana übersetzt und kann die Probleme lösen.
Zurück in Bihac verwöhnt die Einrichtungsleitung Mirsada Hodzic alle mit der landestypischen Spezialität „Ćevapi“.
„Ćevapi“ ist ein beliebtes bosnisches Gericht, das aus gegrillten Hackfleischröllchen besteht. Sie sind in Bosnien und Herzegowina sowie auf dem gesamten Balkan weit verbreitet und gelten oft als Nationalgericht. Bosnische Ćevapi werden traditionell aus Rindfleisch (manchmal auch mit Lamm oder einer Mischung) hergestellt und mit Somun (Fladenbrot), Zwiebeln und Kajmak (einer Art Sauerrahm) serviert.
Velagići, 13. Juni: Besuch der Mittelschule JU Osnovna škola Velagić. Übergabe der vom Kollegium des BKB gesammelten und gespendeten Sportmaterialien für den Sportunterricht der Schule. Sportehrer Jasmin Mujacic dankt Sportlehrerkollege Dennis Homann mit einer Urkunde.
Anschließend Freizeitprogramm. Sightseeing. Besuch des traumhaft schönen Wasserfalls im Una Nationalpark.
Abends dann praktisch gelebte Jugendvölkerverständigung. Steven und Marijana treffen sich mit einer Gruppe bosnischer Gymnasiasten in einem Cafe in Bihac. Austausch über die berufliche Zukunft, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Schulbildung und sonstiger wichtiger Lebensweisheiten.
Fojnica, 14. Juni: Ankunft mit enormer Verzögerung. Google Maps und Balkan harmonieren eher mittelmäßig. Durch die zusätzlichen Streckenkilometer verpasst die BKB-Delegation die Führung in der Behinderteneinrichtung/Psychiatrie „Drin“. Glücklicherweise rechtzeitige Ankunft zur gemeinsamen Ausfahrt zu einem idyllischen Bergsee und der Verköstigung mit dem nächsten landestypischen Gericht, Burek, Pita und Dhallë.
„Burek, Pita und Dhallë“ ist eine Variante von Börek, einem gefüllten Teiggericht, das in Bosnien und Herzegowina traditionell mit Fleisch gefüllt wird. Im Gegensatz zu anderen Regionen des ehemaligen Jugoslawiens, wo „Burek“ auch andere Füllungen bezeichnen kann, bezieht sich der Begriff in Bosnien ausschließlich auf die Fleischfüllung.
Fojnica, 15. Juni: Lehrerkonferenz mit Amina Musinbegovic-Hodzic, einer Deutschlehrerin am einem Beruflichen Gymnasium in Fojnica. Es wird eine konkrete Zusammenarbeit in Form einer Projektarbeit geplant. Wünschenswerterweise mit gegenseitigen Besuchen in Bosnien und Bottrop. Jan Lachnicht freut sich enorm die Kooperation mit Bosnien auf das nächste Level zu bringen.
Nachmittags Besuch der Landeshauptstadt Sarajevo, Austräger der Olympischen Spiele 1984. Steven Busch ist geflasht vom Mix aus Moderne und Tradition in der multireligiösen Stadt. Bemerkenswert: die Erinnerung an die jahrelange Belagerung während der Kriege nach dem Zusammenfall Jugoslawiens ist überall sichtbar und spürbar.
Auf dem Erkundungsprogrammplan: der Ort des Attentats auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin, das zum Ausbruch des 1. Weltkrieges führte, die Altstadt mit Basar und vielen Geschäften und Restaurants, römische Ruinen, die Bibliothek (ein Wahrzeichen der Stadt) und das „Ewige Feuer“ zur Erinnerung an alle Kriegsopfer.
Bihac, 16. Juni: Zurück am ersten Etappenziel. Zeit für Filmaufnahmen, zunächst in der alten Königsstadt Jaice mit Besichtigung der Burg, der Altstadt und den Wasserfällen. Anschließend Aufnahme von Danksagungen und Grußbotschaften, u.a. an Babara Klaus und Kristin Hundrieser von der Caritas für die Leihgabe des Bullis und an Förderverein des BKB für die Übernahme der Fahrtkosten. Ohne solch soziales Engagement und gegenseitige Hilfe sei so eine Fahrt nicht durchführbar, so Lachnicht.
Bihac, 17. Juni, vormittags: Die letzten Filmaufnahmen und Interviews werden gedreht. Mittags Abschied nehmen und Aufbruch zur Heimreise. Weitere 1300 lange Kilometer stehen bevor. Insgesamt wird die Trip-Anzeige im Display später 3500 zurückgelegte Kilometer anzeigen.
Bottrop, 18. Juni, 02:00 Uhr: Ankunft in Bottrop. Müde. Lange Schlafen. Köpfe prall gefüllt mit Eindrücken. Abschlussfazit von den BKB-Lernenden.
Marijana: „Meine Erwartungen an die Fahrt wurden weit übertroffen, als serbisch orthodoxe Christin wurde ich stets herzlich begrüßt und aufgenommen, egal wo wir uns in Bosnien befanden, im katholischen, muslimischen oder orthodoxen Teil. Wir haben viele tolle Orte besucht und viele interessante Menschen kennengelernt.“
Steven: „Diese Fahrt ist eine super Erfahrung und eine klare Empfehlung für alle Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs. Wenn ihr die Chance habt daran teilzunehmen, macht das unbedingt!“








