Mehr Berufung als Beruf: Lars Meyer ist neuer Küster in St. Cyriakus

Diese Aufgabe scheint auf ihn gewartet zu haben. „Sie ist mehr Berufung als Beruf“, ist sich Lars Meyer sicher. Seit dem 1. August arbeitet der 52-Jährige nun als Küster in St. Cyriakus. Er folgt damit auf Ludger Pawlak, der Ende August nach fast 31 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde. Für den Übergang waren sie einen Monat lang gemeinsam tätig. Eine Zeit, die intensiv war und in der Lars Meyer viel von seinem Vorgänger gelernt hat.

„Die ersten Wochen waren spannend, teilweise nervenaufreibend“, sagt Lars Meyer. Denn die Aufgaben als Küster sind vielfältig. Zu ihnen gehören beispielsweise das Vor- und Nachbereiten der Gottesdienste, die Ausbildung der Messdiener, Bestellungen von Kerzen oder Hostien, die Pflege von Altargerät und Gewändern, aber auch handwerkliche Aufgaben und Reinigungsarbeiten. „In einem großen Gebäude wie dieser Kirche gibt es immer etwas zu tun“, weiß Meyer. Täglich legt er zwischen 16.000 und 19.000 Schritte zurück – obwohl er in unmittelbarer Nähe der Innenstadt-Kirche wohnt.

Nie hätte er damit gerechnet, einmal Küster in St. Cyriakus zu werden. Denn beruflich kommt Meyer

eigentlich aus einem anderen Bereich. Drei Jahrzehnte arbeitete es als Speditions- und Logistikkaufmann – ein Beruf, der mit Stress und langen Fahrzeiten verbunden war. Als klar wurde, dass Ludger Pawlak in den Ruhestand geht, wagte er den Wechsel. „Die Arbeit in der Kirche hat für mich etwas Beruhigendes, das in die Tiefe geht. Wenn ich das Gotteshaus betrete, fällt alles von mir ab.“ Die unregelmäßigen Arbeitszeiten und der Dienst an den Wochenenden stören ihn nicht. Im Gegenteil: „Die Kirche ist wie ein zweites Wohnzimmer für mich“, betont Meyer.

Mit der Pfarrei und der Kirche ist er schon immer eng verbunden. Als Kind und Jugendlicher war er Messdiener und Pfadfinder, später auch Vorsitzender im Pfarrgemeinderat. Heute ist er Leiter von Wortgottesdiensten, gestaltet regelmäßig das Mittagsgebet am Samstag, engagiert sich als Kommunionhelfer und Lektor sowie im Social-Media-Team der Pfarrei. Darüber hinaus ist er für die Knappengarde St. Elisabeth aktiv und schlüpft in der Adventszeit regelmäßig in die Rolle des heiligen Nikolaus. Als Bischof von Myra verkleidet besucht er Schulen, Kindergärten, Seniorenheime und war zuletzt auch bei Oberbürgermeister Bernd Tischler zu Gast.

„Das ist eine wunderbare Aufgabe“, schwärmt er, wenn er sich an die Freude in den Augen von Kindern und älteren Menschen erinnert, an die vielen Fotos, die zusammen mit ihm gemacht wurden oder auch die Bilder, die Kinder für ihn gemalt haben und die er alle in sein goldenes Buch geklebt hat. Hobbys wie das Klavierspielen, die Gartenarbeit oder sein Interesse an Autos gehören zu seinem Leben zwar dazu. Doch vor allem das kirchliche Engagement ist es, das auch seine Freizeit ausfüllt. „Ehrenamt und Hauptamt fallen bei mir zusammen“, erklärt Meyer.

Seit 2016 ist er Oblate der Abtei Königsmünster in Meschede. Damit gehört er zu einem Kreis von Menschen, die sich durch ein Versprechen an die benediktinische Gemeinschaft binden und ihr Leben in Arbeit und Familie nach deren Regel und Spiritualität gestalten. Auch diese Seite seines Lebens falle nun mit seinem neuen Beruf zusammen. „Hier kann ich meine Beziehung zu Gott pflegen und die Zeit auch dazu nutzen, in mich zu gehen.“

Was innerlich in ihm vorgeht, zeigt er auch äußerlich. Auf seinem rechten Arm sind Tätowierungen christlicher Symbole zu sehen, die für ihn eine tiefe Bedeutung haben. „Sie zeigen meinen Glaubensweg“, so Meyer. Die Arbeit als Küster fügt sich in diesen Weg ein und ist für ihn etwas Besonderes. „Es kommt mir vor, als sei ich wunderbar geführt“, sagt er ganz offen. „Ich empfinde Ehrfurcht vor dem, was ich hier mache.“ Die Pflege der Kirche bereitet Lars Meyer Freude. Er möchte, dass sie einladend ist und sich auch andere dort wohlfühlen. Das Gotteshaus ist an fast allen Tagen vormittags und nachmittags geöffnet.

Immer wieder beobachtet er, wie Menschen in der Kirche Stille suchen oder eine Kerze anzünden – offenbar auch Menschen, die anderen Religionen angehören. „Dieses Angebot wird gerne wahrgenommen“, sagt Meyer. Dass diese besondere Atmosphäre bleibt, die schon seine Vorgänger pflegten, liegt nun in seinen Händen – und dort scheint sie gut aufgehoben zu sein.

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