
v.l. Landestrainer Eduard Matijass, Bundesstützpunkttrainer Kansetsu Eguchi, Moritz Plafky, Florian Böcker, Bundesstützpunkttrainer Jan Tefett
Mit acht Athletinnen und Athleten reiste der JC 66 Bottrop zu den Deutschen Judo-Meisterschaften der Männer und Frauen nach Duisburg – und einmal mehr zeigten die Bottroper, dass sie zur nationalen Spitze gehören. Auch wenn es in diesem Jahr nicht ganz zum großen Coup reichte, sorgte vor allem Florian Böcker mit einer glänzenden Leistung und der Bronzemedaille in der Klasse bis 66 Kilogramm für ein Ausrufezeichen.
„Florian hat ein unfassbar starkes Turnier gekämpft und sich für seine harte Arbeit belohnt“, lobte Trainer Kai Strietzel nach dem langen Wettkampftag.

Böcker beeindruckt mit mentaler Stärke und brillanter Technik
Der 23-jährige Bottroper, der inzwischen am Olympiastützpunkt Köln trainiert und lebt, unterstrich in Duisburg eindrucksvoll, dass er zu den besten deutschen Judoka seiner Gewichtsklasse zählt. Nach einem Freilos in der ersten Runde startete Böcker mit einem souveränen Sieg gegen Felix Bächle (JSC Heidelberg Rhein-Neckar) in das Turnier. Auch in der zweiten Begegnung ließ er nichts anbrennen und beendete den Kampf gegen Vitalii Markov (JC Wiesbaden) bereits nach gut einer Minute mit einem Ippon – dem vollen Punkt.
Im Poolfinale wartete dann ausgerechnet David Ickes (Budokan Lübeck) – ein Gegner, gegen den Böcker in der Vergangenheit mehrfach knapp das Nachsehen gehabt hatte. Doch diesmal sollte alles anders laufen: taktisch klug, mental stark und mit präziser Technik erarbeitete sich Böcker eine Yuko-Wertung, die er bis zum Ende clever verteidigte. Der verdiente Einzug ins Halbfinale war perfekt.
Dort traf er auf Nicolas Kunze (MTSV Aerzen) – und hier fehlte in der entscheidenden Szene das letzte Quäntchen Konsequenz. Kunze nutzte eine kurze Unaufmerksamkeit eiskalt aus und entschied den Kampf für sich. Im kleinen Finale zeigte Böcker dann aber erneut sein Kämpferherz. Gegen den starken Linkskämpfer Liam Herrmann (Judo-Team Hannover) blieb er konzentriert, folgte dem Matchplan seines Trainerteams und sicherte sich verdient die Bronzemedaille.
Titelverteidiger Kutscher scheitert knapp an Olympia-Teilnehmer
Weniger Glück hatte Nicolas Kutscher, der als amtierender Deutscher Meister in der Klasse bis 60 Kilogramm an den Start ging. Nach drei souveränen Siegen zog er ins Halbfinale ein, wo ihn kein Geringerer als Moritz Plafky (JC Hennef) erwartete – ehemaliger Olympiateilnehmer von Tokio. Kutscher zeigte erneut spektakuläres, explosives Judo, doch Plafky war taktisch perfekt eingestellt und stoppte den Titelverteidiger.
Im Kampf um Bronze stand Kutscher schließlich Maximilian Standke (KSC ASAHI Spremberg) gegenüber. Der Bottroper dominierte lange, ehe Standke seinen Griff durchbrachte und den Kampf vorzeitig entschied. Am Ende blieb für Kutscher ein starker fünfter Platz – und die Erkenntnis, dass er nach wie vor zur absoluten deutschen Spitze gehört.
Melina Wien bestätigt ihre Topform in der Schwergewichtsklasse
Auch Melina Wien, die in der Klasse über 78 Kilogramm antrat, zeigte erneut eine überzeugende Vorstellung. Nach zwei Freilosen musste sie sich im Poolfinale der Hallenserin Peppa Plöhnert geschlagen geben, kämpfte sich dann jedoch mit zwei souveränen Siegen über die Trostrunde bis ins kleine Finale zurück. Dort traf sie auf Aylin Mill (VfB Sindelfingen) – ein Duell, das an das Vorjahresfinale erinnerte. Und wie damals musste sich Wien nach einem starken Kampf knapp geschlagen geben. Platz fünf war der verdiente Lohn für eine kämpferisch starke Vorstellung.
Starkes Team, großer Einsatz – aber auch ein bisschen Pech
Auch die weiteren Bottroper Starterinnen und Starter kämpften beherzt, doch trotz guter Leistungen blieb der ganz große Erfolg in diesem Jahr aus. „Eine Deutsche Meisterschaft ist immer etwas Besonderes – und wenn sie dann noch quasi vor der eigenen Haustür stattfindet, steigt der Druck natürlich zusätzlich“, analysierte Trainer Kai Strietzel. „Ich glaube, das hat man heute an der einen oder anderen Stelle gespürt. Aber die Leistungen unserer Athletinnen und Athleten, besonders die von Florian, waren absolut stark.“
Betreut wurde das Bottroper Team in Duisburg von Jan Tefett (Bundesstützpunkttrainer Köln), Frank Urban (Landestrainer U21 des NWJV) und Kai Strietzel (Heimtrainer JC 66 Bottrop).
Mit einer Bronzemedaille und zwei fünften Plätzen kehrt der JC 66 Bottrop also stolz, wenn auch etwas nachdenklich, aus Duisburg zurück – mit dem festen Vorsatz, im kommenden Jahr wieder ganz oben auf dem Siegerpodest zu stehen.
(c) Text/Fotos: JC 66 Bottrop