
Kurz nach seinem 77. Geburtstag starb der Jazz-Klarinettist Theo Jörgensmann in seiner Wahlheimat in Mecklenburg-Vorpommern.
Jörgensmann wurde am 29. September 1948 in Bottrop geboren. Erst spät mit 18 Jahren wandte er sich der Klarinette zu; zunächst als Autodidakt, später dann an der Folkwang-Hochschule in Essen. Er öffnete der Klarinette neue Klangwelten in der Jazzmusik. Mit seiner Fähigkeit, Stimmungen in Improvisationen umzusetzen, wurde er zu einem international gefragten Multistilisten, der im Modern Jazz, Fusion, Bop und Free-Jazz reüssierte.
Als zweiter Preisträger wurde Theo Jörgensmann 1991 mit dem Kulturpreis der Stadt Bottrop ausgezeichnet. Gewürdigt wurde damit seine künstlerische Arbeit, die ihm internationalen Rang verschaffte. Konzertauftritte, Verpflichtungen beim Rundfunk und Fernsehen sowie die Lehrtätigkeit für Klarinette und Ensemble an der Universität Duisburg haben dazu beigetragen, dass der Bottroper zu den bedeutendsten Jazz-Klarinettisten zählt.
„Mit dem Tod von Theo Jörgensmann verlieren wir einen großen Künstler, der von Bottrop ausgehend einen prägenden Beitrag für die internationale Jazz-Szene geleistet hat“, sagt Oberbürgermeister Bernd Tischler. Jörgensmann war ein musikalischer Wegbereiter der Avantgarde, der nachwachsenden Musikergenerationen als Vorbild dient. „Über seine Auftritte im Ruhrgebiet hielt er immer eine Verbindung zu seinen musikalischen und biografischen Wurzeln und hat zur Belebung der kulturellen Szene in Bottrop und der Region beigetragen.“
Martina Schilling-Graef, Leiterin des Kulturamtes, würdigt Theo Jörgensmann als einen der hochkarätigsten Künstler, die die Stadt Bottrop hervorgebracht hat. Er gilt europaweit als Meister der Jazz-Improvisation und hat mit Weltstars wie Charlie Mariano, Lee Konitz, Kenny Wheeler und immer wieder mit Eckard Koltermann aus Herne zusammengearbeitet. Jörgensmann wurde weltweit mit vielen Auszeichnungen für seine Pionierleistung geehrt, die freie Improvisation zugleich mit formaler Strenge, sehr ausdrucksstarke Klanggestaltung mit einem lyrisch feinen Ton zu vereinen. „Er war musikalisch auf dem ganzen Globus zu Hause, doch sein Herz schlug für den Pott. Hier hatte er seine Wurzeln, hierhin kehrte er immer wieder gerne zurück“, sagt Schilling-Graef. Jörgensmann interessierte sich für das Kulturleben in Bottrop. Er jamte mit Kollegen aus der heimischen Musikschule und steckte auch im Kulturamt den Kopf durch die Tür, als hier die Amtsleitung wechselte.
Theo Jörgensmann starb überraschend am 6. Oktober in seinem Wohnhaus in Brüel, wo er seit 1997 lebte.
(c) Text/Foto: Stadt Bottrop