Gedenk-Event zum 9. November mit großem Zuspruch

Unter dem Titel „Wehret den Anfängen!“ – Was können wir gegen Antisemitismus tun? hat in diesem Jahr erstmals am 9. November eine gemeinsame Veranstaltung der Stadt Bottrop und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) stattgefunden. Neben Oberbürgermeister Matthias Buschfeld, Bürgermeister Thomas Göddertz, Bürgermeister Frank Kien, Stadtkämmerer und Kulturdezernent Jochen Brunnhofer, Stadtdechant Propst Dr. Jürgen Cleve waren viele Ratsmitglieder anwesend. Rund 130 Menschen haben an der Gedenkveranstaltung teilgenommen. Noch einmal deutlich mehr als im vergangenen Jahr.

An der Gedenktafel für den ehemaligen jüdischen Betsaal an der Tourneaustraße erinnerte Stadtarchivarin Heike Biskup daran, wie am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht in Bottrop jüdische Geschäfte und Wohnungen verwüstet wurden. Auch der Betsaal der jüdischen Gemeinde in Bottrop an der damaligen Helenenstraße wurde zerstört.  Heike Biskup berichtete außerdem von einem besonderen Besuch einer 87jährigen Bottroperin im Stadtarchivarin. Diese hatte die Ankündigung zur Gedenkveranstaltung gelesen und sich an ein altes Schild erinnert. Ihr Vater habe es in seiner Garage in der Nähe des ehemaligen jüdischen Betsaales aufbewahrt und es stamme vermutlich von dort. Es trägt die Aufschrift „Gemeinschaftssaal“. „Vielleicht erinnert sich noch jemand aus Erzählungen von Eltern oder Großeltern an den kleinen Betsaal. Ein Foto davon existiert leider nicht, aber vielleicht stoßen wir auf diesem Weg doch noch auf Spuren,“ so Heike Biskup.

Mitorganisator Pfarrer Klaus Göke von der Evangelischen Kirchengemeinde bedankte sich bei allen, die sich an der Gedenkstele versammelt hatten. „Wir sind froh, dass wir gemeinsam mit der Stadt Bottrop mit so vielen Menschen über das wichtige Thema Antisemitismus und vor allem, was wir alle gemeinsam dagegen tun müssen, sprechen können. Wir wollen nicht vergessen. Unsere Gegenwart und Zukunft haben mit dem zu tun, was in der Vergangenheit passiert ist.“

v.l. Pfarrer Klaus Göke, Kantor Matthias Uphoff, Stadtarchivarin Heike Biskup, Pfarrer Henner Maas, Maximilian Urbaneck, Oberbürgermeister Matthias Buschfeld

Anschließend fand im Kammerkonzertsaal eine Podiumsrunde statt. Die erkrankte Ehrenvorsitzende Judith Neuwald-Tasbach hatte eine Nachricht und zwei Videos geschickt, die dem sichtlich beeindruckten Publikum vorgespielt wurden. Sie schilderte antisemitische Anfeindungen, die sie und die Gemeindemitglieder erfahren müssen. Zwei Filmclips zeigten Jugendliche aus der Gemeinde, die in Form eines Raps beschreiben, wie sie Antisemitismus erleben. Den Satz „Wann hört das denn auf“, griffen die Podiumsgäste Oberbürgermeister Matthias Buschfeld, Pfarrer Henner Maas und Maximilian Urbaneck, ehemaliger Sprecher des Jugendparlaments, in ihren Äußerungen gezielt auf. Die Gesprächsrunde, bei dem auch das Publikum engagiert mitdiskutierte, machte deutlich, wie wichtig es ist, Anfeindungen sichtbar zu machen, deutlich zu machen, dass Antisemitismus nicht akzeptiert wird in unserer Stadt. Oberbürgermeister Matthias Buschfeld verwies auf die vielen Initiativen in Bottrop, denen genau dies wichtig ist. Dazu komme die Bildungsarbeit in den Schulen, die Stolperstein-Verlegungen und weitere Veranstaltungen des Stadtarchivs. Als weiteren wichtigen Punkt nannte er, dass man mit allen mit Empathie ins Gespräch kommen müsse. Zuhören, die Sichtweise kennenlernen und aufklären, das sei das Wichtigste.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Matthias Uphoff, dem Kantor der evangelischen Kirchengemeinde Bottrop.

(c) Text/Fotos: Stadt Bottrop, Headline: Wir lieben Bottrop

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