Christian Haarmann, Leiter der Volkshochschule Bottrop, geht in den Ruhestand

40 Jahre war er für die Bottroper Volkshochschule tätig – zunächst als stellvertretender Leiter und seit 21 Jahren als deren Chef. Jetzt ist Schluss. Wenn am 25. März Christian Haarmann im Rathaus von Oberbürgermeister Bernd Tischler seine Entlassungsurkunde bekommt, endet ein Berufsleben, das eng mit der VHS Bottrop verwoben war. “Ich habe 40 Jahre in dieser Institution gearbeitet und langweilig ist es nie geworden, weil es ständig neue Herausforderungen gab”, sagt Christian Haarmann. “Aber ich freue mich jetzt auch auf den Ruhestand. Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich mich gerne verabschiede.”

Als Haarmann 1979 bei der Volkshochschule Bottrop begann, war die Bildungseinrichtung noch in der Böckenhoffstraße 40 untergebracht – eine ehemalige Stadtvilla, die heute vom Fachbereich Recht und Ordnung genutzt wird. Das Kulturzentrum August Everding gab es noch nicht. Erst 1992 zog die VHS in das heutige Domizil. “Der damalige Standort stiftete für uns auch eine ganz besondere eigene Identität”, erinnert sich Haarmann. “Das Haus war bekannt als das Haus der VHS. Das Kulturzentrum bietet hingegen eine viel bessere Infrastruktur für die Bildung, denn die Bibliothek und das Kulturamt mit seinen vielfältigen Angeboten, liegen gleich nebenan.”

Die Vermittlung von Schulabschlüssen, die politische Bildung und damals auch die Musikerziehung, weil die Musikschule erst später gegründet wurde, gehörten zu den Kernaufgaben der VHS. Für diese Segmente musste ein Programm mit qualifizierten Angeboten aufgebaut werden.

Was auch bereits früh zu den Angeboten dazu gehörte war die Vermittlung von anspruchsvollen Filmen. “Ich habe 1979 die erste Vorführung eines politischen Jugendfilms im Kammerkonzertsaal initiiert”, sagt der VHS-Leiter. “Bereits 1992 wurde dann das Filmforum eröffnet, eine Einrichtung, die bis heute existiert.”

Ein wenig stolz ist Haarmann auf die Gründung des VHS-Forums, eine Veranstaltungsreihe, die im Museumszentrum Quadrat stattfindet und in den 90-er Jahren entstand. Gekommen waren nach Bottrop seit der Gründung viele prominente Politiker, Journalisten und Buchautoren, was Bottrop immer wieder Aufmerksamkeit weit über die Stadtgrenze hinaus einbrachte. Zu Gast im VHS-Forum waren beispielsweise Joschka Fischer, Egon Bahr, Wolfgang Benz, Ignatz Bubis und Heiner Geißler. Dabei ging es immer um konkrete Fragen der deutschen und internationalen Politik. Aktuell eingeladen für den 21. März ist Juna Grossmann mit dem Thema “Schonzeit vorbei – Über das Leben mit dem täglichen Antisemitismus”, zu dem sie auch ein gleichnamiges Buch geschrieben hat. Dies ist ein Beispiel dafür, wie sehr die Reihe versucht, aktuelle Fragen aus Politik und Zeitgeschichte aufzugreifen und einem breiten Publikum zu vermitteln.

2017 bot die VHS Bottrop 812 Veranstaltungen an. Zu den Kursen kamen mehr als 10.000 Teilnehmer. 250 Dozenten gewährleisteten in 22.500 Unterrichtseinheiten ein adäquates Bildungsangebot. Dies alles wird organisiert und zusammengehalten von nur zwölf Mitarbeitern der VHS. “Zeit für eigenen Unterricht habe ich heute nicht mehr”, stellt Haarmann fest. “Die Leitungstätigkeit umfasst heute in erster Linie das Management.”

Neue Medien und veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen werden für die VHS eine große Herausforderung in der Zukunft sein. “Das bisherige Kurssystem wird sich verändern”, prognostiziert Christian Haarmann. “Die Menschen haben immer weniger die Möglichkeit, sich über Wochen auf einen festen Wochentag zu einer festen Uhrzeit an einem festen Ort, an dem der Kurs stattfindet, festzulegen. Die Arbeitszeiten sind flexibler geworden, die beruflichen Belastungen haben sich erhöht und die Verkehrsprobleme bedeuten viel Zeit für die An- und Abfahrt zu den Angeboten. Darauf werden wir reagieren müssen.” Die VHS brauche ein Modell, das mehr Flexibilität erlaube. Ob dies Konzepte beinhalte wie im Fernstudium, oder Webinare via Internet oder sonstige neue didaktische Formen sei noch offen. “Erfahrungen zeigen aber auch, dass der klassische Kurs, in dem Menschen sich kennenlernen, der Kommunikation untereinander ermöglicht und ein gemeinsames Bildungserlebnis bietet sehr motivierend für das Lernen ist. Wahrscheinlich wird es daher Mischformen geben zwischen individuellen Lernformaten und festen Kursangeboten.”

Christian Haarmann ist studierter Sozialwissenschaftler der Ruhruniversität Bochum. Privat ist er bekennender Anhänger von Borussia Dortmund, was nicht einfach ist, wenn man in einer Stadt arbeitet, von der aus es nur ein Katzensprung zum Gelsenkirchener Stadion ist. Nach seinem Ruhestand will er sich vor allem um seine Familie kümmern, gemeinsam mit seiner Frau. “Wir wollen öfter nach Berlin fahren. Einer unserer Söhne wohnt dort und ist Dramaturg an der Berliner Schaubühne. Wir sind zu einer Premiere eingeladen. Auch unser jüngerer Sohn, ein ausgebildeter Geograph, wird von Rostock nach Berlin ziehen und auch dort als Forstwirt arbeiten.”

 

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