Digitalisierung: „Ziel ist es, die Lebensqualität für alle Menschen in Deutschland weiter zu steigern,… und den sozialen Zusammenhalt auch im digitalen Zeitalter zu sichern.“, so heißt es.
Neulich in der Warteschlange vor einem Geschäft fragte eine ältere Dame, ob sie hier auch einen Termin benötige. Dass sie in dem Fall den Termin direkt vor Ort machen könne, erleichterte sie sichtlich. In diesem Zusammenhang erwähnte sie, dass sie in dem Geschäft gegenüber abgewiesen wurde, weil nur online ein Termin gebucht werden könne. Die ältere Dame erklärte, dass sie kein Internet habe und die Möglichkeiten der Terminvereinbarung vor Ort oder telefonisch gerade für die ältere Generationen entgegenkommender empfinde. Sie fühlte sich ausgeschlossen.
Die Älteren sollen geschützt werden, da sie ein hohes Risiko für einen schweren Infektionsverlauf haben. Daher fallen gerade Spielnachmittage, Seniorenturnen, Familientreffen und das soziale Leben, zum Schutz der Gesundheit aus.
Die Seniorinnen und Senioren sitzen also alleine Zuhause rum und plagen sich oftmals mit Langeweile und Einsamkeit. Viele widmen sich jetzt verstärkt ihren Hobbys: Handarbeit und künstlerische Tätigkeiten zum Beispiel. Die Materialien dazu bekommt man online und im Einzelhandel, welcher ja aktuell geöffnet hat. Nur ärgerlich, wenn die Digitalisierung den Älteren einen Strich durch die Rechnung macht. Was ist da mit der Lebensqualität?
Die App „Darf ich rein“ soll Händlern, wie auch Kunden den Papierkram ersparen und die Gewerbetreibenden bei der Erfüllung der Corona-Auflagen (Dokumentationspflicht) unterstützen. Wie es funktioniert: Einfach mit dem Smartphone den QR-Code des Unternehmens (Geschäft/Restaurant) scannen, Termin machen und Daten hinterlegen. Es wird kein Konto erstellt und die Kontaktdaten werden nach 28 Tagen automatisch gelöscht.
Pro: Es muss keine App heruntergeladen werden. Somit besteht kein Kompatibilitätsproblem mit älteren Geräten. Außerdem ein Vorteil: Keine Kontaktdatenzettel mehr ausfüllen, die möglicherweise in falsche Hände kommen könnten, weil sie eventuell offen herum liegen.
Contra: Um diese App nutzen zu können wird ein Smartphone mit Internetzugang benötigt. Auch hier wird die Minderheit, die immernoch ohne ein solches Gerät auskommt, benachteiligt.
Wird es Sonderregelungen geben oder wird die Personengruppe ohne Smartphone dann vom öffentlichen Leben ausgeschlossen? Was passiert hier mit dem sozialen Zusammenhalt?
Die Digitalisierung vereinfacht definitiv sehr vieles. Setzt man jedoch ausschließlich auf digital, werden gerade die Älteren, welche kein Smartphone und Internet haben, in dieser Pandemie noch mehr ausgeschlossen. Natürlich müssen gerade sie geschützt werden Dennoch: Einsamkeit schwächt das Immunsystem und erhöht somit das Risiko zahlreicher Krankheiten.
Kolumne von Stefanie Vollenberg