Luftbelastung im Umfeld der Kokerei zurückgegangen

Stadt Bottrop hält dennoch die Verzehrempfehlung aufrecht. Wintergrünkohl zeigte erhöhte PAK-Werte.

Die Schadstoffbelastung der Luft im Umfeld der Kokerei Bottrop ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Dies ist das Fazit der Bezirksregierung Münster und des Landesumweltamtes, das auf den Messergebnissen aus dem vergangenen Jahr beruht. Der Jahresmittelwert 2020 betrug für Benzo(a)pyren (BaP) 1,1 Nanogramm pro Kubikmeter. Der Zielwert von 1 Nanogramm pro Kubikmeter wurde somit eingehalten, da die rechtlichen Rahmenbedingungen eine Rundung des Wertes vorsehen.

Damit zeigen die Maßnahmen Wirkung, die dem Betreiber der Kokerei, Arcelor Mittal, von der Bezirksregierung Münster auferlegt wurden: Austausch der defekten Ofentüren, Erneuerung des Gleisbettes, Autopositionierungssystem für die Ofentüren, Innerbetriebliche und organisatorische Optimierungen sowie eine stetige Schulung der Mitarbeiter.

Dennoch wird die Bezirksregierung Münster weiterhin den Anlagenbetrieb der Kokerei stringent überwachen, um die Reduzierungserfolge zu verstetigen und jede Optimierungsmöglichkeit auszuloten. Zusätzlich hat die Bezirksregierung ein externes Gutachterbüro beauftragt, das zunächst seit Februar und bis Juli 2021 zusätzlich unangemeldete Kontrollen durchführt. Im Sommer werde entschieden, wie das weitere Überwachungskonzept ausgestaltet werde, so die Bezirksregierung: „Der Betreiber Arcelor Mittal ist gefordert, alle zur Verbesserung des Emissionsverhaltens der Kokerei getroffenen Maßnahmen weiterhin optimal umzusetzen.“

Verzehrempfehlung für Grünkohl wird aufrechterhalten

Neben der Belastung der Luft wurde im Umfeld der Kokerei seit 2018 die Einträge der Immissionen in Grünkohlpflanzen gemessen. Aufgrund der erhöhten Werte an Benzo(a)pyren und anderen polyzyklischen Aromaten (PAK 4) in den Pflanzen wurde für Teilbereiche in Welheim, Welheimer Mark, Batenbrock und Boy eine Verzehrempfehlung ausgesprochen. Diese Verzehrempfehlung wird die Stadt Bottrop einstweilen aufrechterhalten, weil die Messergebnisse in den Pflanzen sehr unterschiedlich ausfielen.

Auch 2020 wurden eine standardisierte Grünkohlexposition an ausgewählten Messorten durchgeführt. Während die Pflanzen, die zwischen Mai und August 2020 ausgebracht wurden (Sommergrünkohl), niedrige Belastungswert aufwiesen, zeigen sich durch neueste Ergebnisse an Pflanzen, die zwischen August und November 2020 wuchsen (Wintergrünkohl), deutlich erhöhte Belastungswerte.

Diese sehen im Einzelnen wie folgt aus: Im Zeitraum vom 11. August bis zum 17. November 2020 wurde in der Umgebung der Kokerei an 16 Messpunkten Grünkohl exponiert. Im Ergebnis konnten an neun von 16 Messpunkten deutliche immissionsbedingte Einträge von Benzo[a]Pyren nachgewiesen werden und in 13 von 16 Messpunkten wurden deutlich erhöhte Einträge von PAK-4 in den untersuchten Grünkohlpflanzen vorgefunden.

Dabei spiegelt die räumliche Verteilung der Gehalte in den Grünkohlpflanzen sehr gut die im Expositionszeitraum vorherrschenden Windrichtungen wider. Im Nordosten der Kokerei in den Stadtteilen Welheim und Boy sind abnehmende Gradienten der Gehalte an den Messpunkten in nördlicher sowie nordöstlicher Richtung zu beobachten. Dagegen sind die BaP- und die PAK 4-Gehalte in den Grünkohlpflanzen in westlicher, südwestlicher und südlicher Richtung, die im Expositionszeitraum nur sehr selten durch Wind aus Richtung der Kokerei beaufschlagt wurden, sehr niedrig.

Die Stadt Bottrop folgt aus diesem Grunde einer Empfehlung des LANUV, dass die bisherigen Verzehrempfehlungen nicht zurückgenommen werden. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Einhaltung des Zielwertes von 1 Nanogramm Benzo(a)pyren pro Kubikmeter nicht automatisch dazu führt, dass es keine Belastungen der Nahrungspflanzen im Umfeld der Kokerei mehr gibt. Dementsprechend kann auch bei einer zukünftigen Einhaltung des Zielwertes für Benzo(a)pyren in Bottrop nicht davon ausgegangen werden, dass Blattgemüse grundsätzlich bedenkenlos verzehrt werden kann.

Untersuchungen sollen fortgeführt werden

Das LANUV schlägt vor, im Jahr 2021 die Untersuchungen zur Immissionsbelastung von Nahrungspflanzen in Bottrop wie im Jahr 2020 fortzuführen und anzupassen. Die Stadtverwaltung Bottrop wird sich hier für ein von vornherein langjährig konzipiertes Messprogramm einsetzten, welches sowohl Sommer- als auch Winteranpflanzungen beinhaltet und räumlich ausgeweitet wird. Darüber hinaus sollen Bürgerinnen und Bürger in den betroffenen Stadtteilen gezielt Informationen insbesondere auch im Hinblick auf die eigene Gartennutzung erhalten.

Text: Stadt Bottrop

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