
Charalampos Kevrekidis konnte eines der Geheimnisse der Bottroper Fährtentafel lüften.
Was innerhalb einer Woche vor so etwa 40.000 Jahren an der Emscher los war, offenbart die Bottroper Fährtenplatte. Während der letzten Eiszeit hinterließen zahllose Tiere ihre Spuren im lehmigen Boden. Durch eine Laune der Natur wurden die Spuren konserviert und blieben bis 1992 unentdeckt. Während der Bauarbeiten am Emscherklärwerk in der Welheimer Mark suchten Paläontologen nach Überresten urzeitlicher Tiere und stießen auf die gut erhaltenen Tierfährten.
Über 600 Tierspuren wurden entdeckt. Um die Spuren für die Forschung zu erhalten, wurden sie mit Epoxidharz ausgegossen. Auf diese Weise entsteht ein 145-Quadratmeter großer Stempel. Ein Ausschnitt davon ist Teil der Ausstellung im Museum für Ur- und Ortsgeschichte. „Zu sehen sind Spuren von Rentieren, Höhlenlöwen, Pferden und Wisente“, erklärt der Sammlungsleiter Charalampos Kevrekidis. Rund die Hälfte der Spuren konnten bislang aber keinem Urzeittier zugeordnet werden. Jetzt hat er, gemeinsam mit dem niederländischen Forscher Dick Mol, ein Stück des verbliebenen Rätsels gelöst. Eine Fährtenspur haben sie eindeutig dem Wollnashorn zugeordnet. Bei einer Tagung der „Europäische Vereinigung der Wirbeltierpaläontologen“ in Krakau haben sie Anfang Juli ihre Forschungsergebnisse vorgestellt.
Die tiefen Pfoten-Spuren mit drei Zehen sind die ersten nachgewiesenen Spuren von Wollnashörnern. Dass sie im Emschertal verbreitet waren, belegen bereits zahlreiche Knochenfunde. Ein Wollnashorn-Skelett ist sogar Teil der Museumsausstellung. „Die Fährtenplatte ist wie ein Foto aus dem Eiszeitalter“, sagt Kevrekidis. Belegen die Trittsiegel doch die große Vielfalt der damals lebenden Tiere.
Kevrekidis glaubt, dass die Bottroper Fährtenplatte künftig wieder mehr Aufmerksamkeit in Fachkreisen erregen wird, nicht nur unter Paläontologen. „Wir können zeigen, welche Tiere während der Eiszeit zusammengelebt haben.“ Daraus lassen sich Rückschlüsse zu den klimatischen Bedingungen ziehen und die Folgen der erdgeschichtlichen Klimaveränderungen nachzeichnen.
Spannend für ihn ist, die bislang nicht identifizierten Spuren bestimmten Tieren zuzuordnen. Um dabei die Unterstützung internationaler Forscher zu ermöglichen, wird die Bottroper Fährtenplatte als digitaler 3-D-Scan ins Internet gestellt. Wissenschaftler aus aller Welt können sich dann auf Spurensuche begeben, um dem „Walk of Fame“ der Eiszeittiere weitere Geheimnisse zu entlocken.
(c) Text/Fotos: Stadt Bottrop