
Michael Kaprol, Heike Biskup und Beatrix Schweizer erinnern an die 70er Jahre in Bottrop.
Ernst Günther Schweizer war jahrzehntelang Fotograf für die hiesigen Lokalzeitungen. Vor allem prägte er mit seinem Blick auf die Stadt die Lokalseiten in den Ruhr-Nachrichten. Nach seinem Tod 2014 hinterließ er ein kaum zu überblickendes Bildarchiv. Rund 80 eigens bearbeitete schwarz-weiß Fotografien sind jetzt im August-Everding-Kulturzentrum in der Ausstellung „Bottrop in den 70er Jahren“ zu sehen.
Initiiert wurde die Ausstellung von der Stadtarchivarin Heike Biskup. „Ernst Günther Schweizer hat einen riesigen Schatz hinterlassen“, sagt sie während eines Presserundgangs. Dabei habe er nicht nur als Fotoreporter die Ereignisse tagesaktuell dokumentiert, sondern auch Kunstwerke geschaffen. „Schweizer hatte einen besonderen, individuellen Blick auf die Motive und seine Heimatstadt“, beschreibt Heike Biskup die Arbeiten.
Seine Tochter Beatrix Schweizer beschäftigt sich seit Jahren mit dem Nachlass des Vaters. Sie sichtet und digitalisiert die Negative. So hatte sie bereits vor zwei Jahren eine Ausstellung mit Fotografien aus den 1950er und -60er Jahren mitgestaltet. „Ich gehe bei der Digitalisierung chronologisch vor. Anders würde ich völlig den Überblick verlieren“, sagt Beatrix Schweizer. Für die 1970er Jahre hat sie rund 90.000 Negative gescannt und gespeichert.
Gemeinsam mit dem Fotografen Michael Kaprol hat sie die Bilder bearbeitet und ausgedruckt. „Wir haben bewusst auf Bildunterschriften und erklärende Texte verzichtet“, sagt Kaprol. Die Besucher sollen angeregt werden, die dargestellten Ereignisse mit eigenen Erinnerungen zu verknüpfen. So folgt die Ausstellung auch keinem strengen Konzept. Die Fotografien sind lediglich thematisch grob gebündelt.
In dem Bereich berühmter Persönlichkeiten finden sich Fotos von den Besuchen von Udo Jürgens, Suzi Quatro und Marius Müller-Westernhagen. Von lokalpolitischer Bedeutung waren die Demonstrationen zur Gemeindegebietsreform „Glabotki“, die Forderung nach einem Jugendtreffpunkt und die Besuche von Willy Brandt sowie Franz Josef Strauß. Die „Siebziger“ gelten heute als eine Zeit des Wandels und der Umbrüche in Politik, Gesellschaft und Kultur. Viele Ereignisse und Menschen, die Wirtschaft, Sport und Lokalpolitik geprägt haben, bilden einen zeittypischen Querschnitt der verschiedenen Lebensbereiche in Bottrop. „Die Ausstellung ist kein Abbild der Zeit, sondern wirft einige Schlaglichter“, erklärt Heike Biskup zum Konzept.
Die Ausstellung ist bis zum 25. Oktober im August-Everding-Kulturzentrum, Blumenstraße, zu sehen. Die Eröffnung ist am Donnerstag, 11. September, um 18 Uhr mit Bürgermeister Klaus Strehl und Stadtarchivarin Heike Biskup. Für die musikalische Umrahmung sorgen Julia Knorr-Urban (Gesang) und Roland Miosga (Klavier).
Das Kulturzentrum ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Ergänzt wird die Ausstellung mit einem „70er-Jahre-Filmabend“ am Samstag, 18. Oktober, ab 18 Uhr. Im VHS-Filmforum werden die Spielfilme „Große Freiheit Nr. 425“ (ehemalige Postleitzahl von Bottrop) und „Der werkenden Jugend – dem wirkenden Volke“ von Udo Schucker gezeigt. Sie thematisieren die Bottroper Jugendszene in den 1970er Jahren und sind heute einzigartige Schätze, die das Zeitkolorit der Bottroper Jugendbewegung jener Jahre widerspiegeln. Der Eintritt ist kostenlos, wegen der begrenzten Anzahl der Plätze ist eine Reservierung bei Stadtarchiv telefonisch unter 02041/703754 oder per E-Mail an stadtarchiv@bottrop.de notwendig.
(c) Text/Foto: Stadt Bottrop